Drehgestellbefestigung für Rivarossi Wagen

Einleitung

In meinem vorangegangenen Artikel „Fenstereinsätze für Rivarossi Wagen“ hatte ich unter anderem eine Bemerkung gemacht betreffend „bessere Drehgestellbefestigung am Wagen und eliminiertes Wackeln des Wagenkastens“.
So habe ich mir jetzt wieder mal etwas Hobbyzeit fürs Artikelschreiben abgezwackt. Es geht hier aber nicht um eine perfekte Idee mit allen Details, sondern es soll mehr eine Anregung sein und ich würde mich über weitere Kommentare/Verbesserungsvorschläge sehr freuen. Ich vermute ja, dass schon viele Kollegen an diesen Wagen rumgewerkelt und Verbesserungen gemacht haben, von denen ich aber leider in meinem „jugendlichen Alter“ nichts weiss.

Befestigung mit Muttern und weicher Feder.

Befestigung mit Muttern und weicher Feder.

Vorgeschichte

Beim Fahren resp. Hantieren mit den an und für sich ja tollen Rivarossi D-Zugwagen sind mir immer wieder Drehgestelle abgefallen. Auch waren bei etlichen Occasionswagen schon Teile des Drehgestellzapfens abgebrochen. Wollte man aber auch selber Drehgestelle abnehmen, ist mir das auch passiert.
Der Grossteil dieser Wagen war ja ohne Inneneinrichtung und mit Kunststoffachsen geliefert worden (= günstigeres Kinderspielzeug?). Speziell diese leichteren Wagen zeigen dann beim Fahren ein z.T. recht wackeliges Verhalten, trotz eigentlich richtig gebauter 3-Punktlagerung. Da aber Entgleisungen auf einigermassen sauber verlegten Gleisen sehr selten sind, bestätigt sich die einfache und doch sehr praktische Konstruktion der Drehgestelllagerung.
Somit erübrigen sich auch Gedanken an einen Umbau mit pendelnden Seitenwangen (z.B. HERMANN), die meiner Meinung nach noch aus der Tinplate Zeit stammen und bei unseren Gleisanlagen schlichtweg nicht mehr nötig sind. Aber ich staune immer wieder, wie da bei Diskussionen mit älteren Generationen die Meinungen noch auseinander gehen. So musste ich auch schon die Diskussion beenden, bevor die Sache eskalierte. Aber eben, das ist meine persönliche Meinung.

Umbau

Aus obigen Erkenntnissen bin ich zum Schluss gekommen, dass am Grundprinzip eigentlich nichts  geändert werden muss. Zudem ist es ja meine Philosophie, bei Umbauten soviel wie möglich vom Originalwagen stehen zu lassen resp. zu übernehmen. So ersetze ich z.B. auch keine ganzen Seitenwände für den Umbau in Wagen mit anderer Fensterteilung (TEE), sondern nur den Fensterbereich. Somit sind Umbauten am Schluss viel weniger sichtbar und es erübrigen sich viele zusätzliche Anpassungen.

Daraus hat sich nun ein denkbar einfacher Umbau mit ein paar Zusatzteilen ergeben:

  • Originaldrehzapfen soweit kürzen, dass der zylindrische Teil nicht mehr aus dem Drehgestell hinausragt, d.h. bis auf ca. 3,5 mm (siehe Photo)
Drehzapfen auf ca. 3,5 mm kürzen.

Drehzapfen auf ca. 3,5 mm kürzen.

  • Gewindeloch in den Drehzapfen bohren/schneiden für eine Gewindestange M3 (ev. gäbe es auch passende Gewindestifte mit Innensechskant). Ja nach Lochtiefe die Gewindestange bis auf eine Restlänge von ca. 11 mm mit Loctite/Sekundenkleber oder ähnlichem einkleben.
    Natürlich geht das auf einer Drehbank am einfachsten, aber da die Gewindestange ja nicht absolut gerade sein muss (spielt keine Rolle), geht es auch mit anderen Mitteln.
  • Anschliessend kann nun der Drehzapfen bis zum Anschlag mit Sekundenkleber an seinen Originalplatz im Wagenboden eingeklebt/gedrückt werden.
Zapfen mit Sekundenkleber befestigen.

Zapfen mit Sekundenkleber befestigen.

Das auf den verkürzten Zapfen gesteckte Drehgestell.

Das auf den verkürzten Zapfen gesteckte Drehgestell.

Nach dem Trocknen kann nun das Drehgestell mittels 2 Unterlagsscheiben, einer passenden Feder und einer Stoppschraube befestigt werden. Es sollte eine weiche Feder gewählt werden, die man noch ziemlich zusammendrücken kann, um die passende Härte einzustellen. Zusätzlich ergeben sich bei einer genügenden Anzahl von Windungen keine hemmenden Kräfte auf das Ausdrehen des Drehgestells, da sich die Feder selber verwinden lässt. Wie Sie anhand der Photos sehen können, hängt meine Feder etwas schief drin, da sie im Durchmesser ein wenig zu gross ist. Dies hat aber auf die Funktion kaum einen Einfluss.  Aber vielleicht eruiert ein Leser die absolut passende Feder und würde dies auch mitteilen.

Befestigung mit Muttern und weicher Feder.

Befestigung mit Muttern und weicher Feder.

  • Um nun die 3-Punktlager richtig zu nutzen, sollte die Feder am Drehgestell mit der 2-Punktauflage straffer und die andere weicher eingestellt werden. Dies kann mit Gefühl und Fahrversuchen ermittelt werden. Einfach nicht zu straff, damit sich das Drehgestell noch genügend bewegen kann.
  • Wie man auf dem Bild mit dem montierten Drehgestell sehen kann, ist die neue Halterung von aussen auch ohne schwarz zu übermalen überhaupt nicht sichtbar, und das sogar wenn man sich zur Betrachtung „auf die Höhe der Schienen legt“.
Die Befestigung ist auch aus tiefer Perspektive nicht sichtbar.

Die Befestigung ist auch aus tiefer Perspektive nicht sichtbar.

Umbau-Philosophie

Natürlich gibt es auch Umbauten, bei denen der Drehzapfen ganz durch eine dicke Schraube ersetzt worden ist, was sicher auch möglich ist. Es soll hier nicht um „die einzig richtige Befestigung“ gehen, sondern es soll eine Idee oder ein Anstoss für weitere Überlegungen sein und ich freue mich auf jegliche Rückmeldung.

Damit sollte einfach ein weiterer Schritt in Richtung Verbesserung von Rivarossi D-Zugwagen gezeigt worden sein, sodass auch Neueinsteiger sich mit dem eben nicht LENZ-Standard dieser Wagen anfreunden könnten. Und es liegen ja noch genügend solcher Wagen auf Dachböden und in verstaubten Kisten rum, da sie eben damals beim Erscheinen in vielen Clubs unerwünscht waren. „Plastik“ war bei den alteingesessenen Selbstbauern eben oft einfach kein Thema gewesen. Und ich kenne Clubs, in denen heute noch über solche Modelle die Nase gerümpft wird (leider) und ein altes zum x-ten Mal gebautes Messing Wägelchen einem umgebauten Kunststoff TEE oder IR/IC-Wagen aus einer aktuelleren Epoche vorgezogen wird.
Aber jeder soll eben nach seiner Façon glücklich werden und wir sollten wenigstens im Hobby einfach das tun können, was uns selber Spass macht und nicht was andere „verlangen“ (siehe auch unsere Clublok: Diese war als „Entwicklungsträger für meine Antriebe“ entstanden und hat in den vielen Jahren ihre Anlagentauglichkeit bestens bewiesen, obwohl man anfangs über die Antriebstechnik gelächelt hatte. Und die Phantasiefarbgebung mit den Club Initialen war einfach aus den Farben einer Kaffee-Gebäck-Beilage des Schweizer Lieferanten HUG entstanden)!

Eine Lok in den Farben der clubeigenen Bahngesellschaft.

Eine Lok in den Farben der clubeigenen Bahngesellschaft.

Anwendung auf andere Modelle

Das gleiche Drehgestell-Befestigungsprinzip habe ich auch schon beim LIMA 4-Achs Kesselwagen erfolgreich angewendet und es lässt sich natürlich auch analog auf die LIMA Personenwagen übertragen (natürlich bekommt der Kesselwagen auch noch Metallachsen in zylindrischen Messing Lagern, aber daran arbeite ich noch).
Auch bei den 4-achsigen Güterwagen von Rivarossi lässt es sich sicher in etwas angepasster Form anwenden. Vermutlich müsste man dort einen kleinen Kunststoffzylinder herstellen (Abschnitt von einem ABS/Polystyrol-Rundmaterial aus dem Baumarkt) und einkleben. Eventuell liesse sich aber auch einfach eine Gewindestange eindrehen und der Bord des Drehzapfens entfernen. Wenn nötig könnte der verbliebene Raum mit 2-Komponentenkleber ausgefüllt werden, statt des oben erwähnten Zylinders.

Drehgestell Umbau am Lima Kesselwagen.

Drehgestell Umbau am Lima Kesselwagen.

Bringen wir den betagten Modellen „junges Laufen“ bei, sodass sie sich auch auf heutigen Anlagen im Verband mit Wagenkollegen aus moderner Fertigung nicht zu schämen brauchen. Und ein gewisser Unterschied (auch Preis) darf ja wohl bleiben, oder?

Mehr Rivarossi Tuning: Entstehung der Fenstereinsätze für Rivarossi Wagen

Mail an Peter Lehmann:  pietro.lehmann (ätt) bluewin.ch

2 Reaktionen zu “Drehgestellbefestigung für Rivarossi Wagen”

  1. Stefan

    Hallo Peter,

    danke für den Tipp! Damit werden diese alten Wagen deutlich betriebssicherer! Prima!

    Gruß,
    Stefan

  2. Lehmann Peter

    Hallo Stefan

    Danke für die Rückmeldung, freue mich immer über jede Reaktion.
    Ich habe auch auf anderen Wegen schon Rückmeldungen bekommen, die recht unterschiedlich und interessant sind:
    – Stoppschraube sei falsch, es sei doch eine Stoppmutter (wie recht mein Kollege doch hat!!)
    – Jemand meinte, dass er es auch schon immer so ähnlich mache und Erfolg damit habe.
    – Ein Kollege meinte, dass er jetzt nach dem Umbau den Wagen problemlos mit seinen Wunder-Wagen kuppeln könne und er in der Kurve nicht mehr nach innen kippen würde.
    – Ein Bekannter hat mir einen ausführlichen Brief geschrieben, wie er den Federeffekt mit Teilen von einem Joghurtbecher!! mache, super Idee. Ich hoffe, dass er sein Schreiben auch noch veröffentlichen wird.
    Und genau das ist die Idee hinter meinen Artikeln, die ja auch in der ARGE erscheinen: Ich will vorallem Ideen und Denkanstösse vermitteln und nicht predigen, was „das Richtige sei“.
    Die Reaktionen bestätigen mir das.

    Gruss
    Peter Lehmann