Die elektrische Weiche von Lenz

Viele Modellbahner haben lange darauf gewartet, und seit ein paar Tagen ist sie nun erhältlich: Die elektrisch angetriebene Weiche von Lenz. Sie basiert auf der bekannten Handweiche, entsprechend ist die Weichengeometrie identisch.

Der unsichtbare Antrieb

Der Unterschied zwischen Handweiche und elektrisch angetriebener Version verbirgt sich in der Weichenantriebsattrappe und den beiden Schwellen direkt neben dem Zungengestänge der Weichenzungen.

Lenz Weiche mit elektrischem Antrieb

Lenz Weiche mit elektrischem Antrieb

Jede der beiden Schwellen ist hohl und beherbergt eine kleine elektrische Spule, eine für jede Stellrichtung. Die beiden Schwellen sind unten mit einem Stück Kunststoff verbunden, so dass eine Mulde entsteht, in der die Stellstangen laufen. Der nach unten geschlossene Abschluss ist ein wichtiges Detail, denn so können beim Einbau der Weiche keine Schottersteine zwischen die Antriebsteile gelangen und die mechanischen Elemente auch nicht verklebt werden.

Puristen mag es stören, Betriebsbahner weniger: Durch den Magnetspulenantrieb schnappt die Weiche hörbar um. Der eine freut sich über die akustische Rückmeldung und den sicheren Betrieb, der andere bevorzugt die langsame Bewegung – das ist Ansichtssache.

Stromversorgung

Eine der Nachbarschwellen hat eine kleine Steckbuchse eingebaut, in die ein kleines Kabel vom Weichenantrieb eingesteckt ist. Hier erfolgt die Stromabnahme, denn die Stromversorgung für den eingebauten Digitaldecoder und die beleuchtete Weichenlaterne erfolgt über die Schienen. Das bedeutet, dass vor allem Teppichbahner sofort nach dem Zusammenbau ohne weitere Strippenzieherei mit dem Spielen beginnen können.

Wer bei einem festen Aufbau die Digitalspannung für den Antrieb nicht über die Schienen, sondern separat zuführen möchte, kann das auch tun, indem der Stecker einfach nicht in die Schwelle gesteckt, sondern mit einem extra Kabel versorgt wird. Ein solches Kabel mit Stecker wird mitgeliefert. Und letztlich kann die Weiche über das separate Kabel auch analog gestellt werden. Dazu wird eine Gleichspannung von 12 bis 18 Volt angelegt. Das Umschalten der Weiche erfolgt dann über das Umpolen der Spannung. Durch die anliegende Spannung ist die Weichenlaterne dann auch bei analogem Betrieb beleuchtet.

Verschraubte Bodenplatte: Schutz vor Klebstoff und blockierenden Schottersteinchen, leichte Wartung.

Verschraubte Bodenplatte: Schutz vor Klebstoff und blockierenden Schottersteinchen, leichte Wartung.

Weichenlaterne

Die Weichenlaterne ist wie auch schon die an den Handweichen maßstäblich ausgeführt, nur der Stellstab ist etwas dicker als beim Original, was aber der Stabilität und Stromversorgung geschuldet ist und nicht wirklich auffällt. Die Beleuchtung ist in angenehm warmweiß gehalten. Die Helligkeit der Weichenlaterne kann individuell eingestellt werden. Dazu stellt man in der CV 55 einen Wert zwischen 0 (sehr dunkel) und 15 (maximale Helligkeit) ein. Die Anleitung warnt ausdrücklich und mehrfach davor, die Weichenlaterne von Hand zu drehen. Da muss man vor allem bei Ausstellungen auf vorwitzige „Fachleute“ achten. Die Weiche kann aber mit einem kleinen Hebel an der Seite bei jeder Betriebsform von Hand geschaltet werden.

Digitalfunktionen

Der Digitaldecoder ist in der Weichenmotor-Attrappe untergebracht und damit ebenso unsichtbar wie die Magnetspulen. Wie wichtig man bei Lenz die einfache Handhabung der Digitalfunktionen nimmt, erkennt man an der Art, wie die Weiche zu programmieren ist: Man stellt an der Digitalzentrale (jeder beliebige Hersteller) die gewünschte Weichenadresse ein, ab Werk ist die Weiche auf die Adresse 1 eingestellt. Dann bewegt man die Weiche (an den Zungen oder dem Stellhebel) fünf Mal hin und her. Die Weichenlaterne beginnt nun zu blinken, der Decoder ist im Programmiermodus. Anschließend muss man die eingestellte Adresse nur ein Mal schalten, dann hat die Weiche sofort ihre neue Adresse gelernt. Zur Bestätigung blinkt die Weichenlaterne noch ein Mal und leuchtet dann wieder konstant. Das ist alles. So können bei einem fliegenden Aufbau in kurzer Zeit alle Weichen mit neuen Adressen versehen werden.

Auch die elekrisch angetriebene Weiche kann manuell gestellt werden.

Auch die elekrisch angetriebene Weiche kann manuell gestellt werden.

Sicherung bei Störungen

Der Weichenantrieb ist gegen blockierte Weichenzungen abgesichert. Sollte ein Fahrzeug auf einer zu stellenden Weiche stehen oder ein Schottersteinchen die Zungen blockieren, dann versucht der Antrieb vier Mal, die Weiche zu stellen. Wenn das nicht klappt, dann wird der Antrieb deaktiviert und die Weichenlaterne beginnt zu blinken, um auf die Störung hinzuweisen. Wenn die Blockade entfernt ist, genügt es, die Weiche noch einmal zu stellen, und es geht ganz normal weiter. So werden zuverlässig durchgebrannte Magnetspulen verhindert.

Fazit

Die lange Wartezeit hat sich gelohnt. Die robuste und unkomplizierte Handhabung, die überzeugende Optik der Weichenlaterne und der komplett verborgene Antrieb ohne klobige und störende Auswüchse machen aus der Weiche ein überzeugendes Stück Technik, an dem der Spur Null Modellbahner viel Freude haben wird. Und der Preis ist mit 99 Euro gegenüber 78 Euro für die Handweiche überaus fair. Jetzt darf man hoffen, dass auch die DKW (und die angekündigten Bogenweichen) bald auch in einer elektrisch angetriebenen Version kommen werden.

Mehr Hintergrund

In einer späteren Ausgabe: Tipps zur einfachen Verdrahtung und zum Einbau von Weichenschaltern ins Stellpult, samt Rückmeldung.

9 Reaktionen zu “Die elektrische Weiche von Lenz”

  1. Jochen

    Wird der weitere Hintergrund, also die Tipps zur Vereinfachung der Verdrahtung und zum Einbau von Weichenschaltern ins Stellpult auch hier online erscheinen?
    Der Bericht über die Weichen ist klasse, wie ich auch diese Seite bisher klasse finde. Für mich sind die Tipps und Erfahrungen wichtig, weil ich sonst Handweichen mit Servos baue oder Weichen ganz selber montiere…

  2. Stefan Karzauninkat

    Hallo
    Die Verdrahtungs- und Einbautipps werden nur im gedruckten Heft erscheinen. Um das gedruckte Heft auch für regelmäßige Leser des Onlinemagazins interessant und attraktiv zu machen, werden einige Artikel und Fotos nur dort erscheinen, und für Abonnenten wird es in der nächsten Ausgabe eine Überraschung geben…
    Gruss, Stefan

  3. Jochen

    Ok, dann lösche ich mal diese Seite aus meinen Favoriten und wende mich wieder ausschließlich dem Schnellenkamp-Forum zu. Denn dessen User haben doch hier die meisten Artikel geschrieben. Und werden dort bestimmt auch noch mehr schreiben.
    Grüße, Jochen

  4. “Ok, dann lösche ich mal diese Seite aus meinen Favoriten und wende mich wieder ausschließlich dem Schnellenkamp-Forum zu. Denn dessen User haben doch hier die meisten Artikel geschrieben. Und werden dort bestimmt auch noch mehr schreiben.”

    Manches erzeugt nur fassungsloses Kopfschütteln bei mir.

  5. Jochen

    Einfach ein bisschen nachdenken, dann hört es von allein wieder auf.

  6. Einfach mal das Schnelli-Forum durchsehen, dann
    wundert es einen überhaupt nicht mehr…..

  7. Hans-Peter Dageroth

    Suche Lenz Spur 0 Modellbahner im Raum
    Ostprignitz Ruppin (Rheinsberg, Neuruppin,Gransee,Wittstock)

  8. Hallo Hans-Peter,

    das liest hier keiner mehr, denn der Bericht, an dem Du das drangehängt hast, ist anderthalb Jahre alt. Melde Dich einfach im Schnellenkamp-Forum an und frage dort mal nach, da hast Du mehr von

    Gruß,
    Stefan