Schmalspur Überraschung in Wulften 2010

Am Wochenende des 6. und 7. März 2010 traf sich, wie jedes Jahr, die Spur Null Schmalspurszene in Wulften im Harz. Neugierig und vollkommen frei von Erwartungen fuhr ich hin. Und war mehr als überrascht. Die Veranstaltung im Schützenhaus war außerordentlich gut besucht, trotz ausgiebigem Schneefall am Vorabend, mit den zwangläufigen Folgen wie Staus auf den Autobahnen und Verspätungen im Zugverkehr.

Schmalspur Anlage in Wulften

Eine ganze Reihe Schmalspurbahnen waren zu sehen: Ich musste erstmal lernen, was die unterschiedlichen Kürzel so zu bedeuten haben:

Es gibt eine “große” Schmalspur, Spurweite 0m (für Meterspur), wie sie zum Beispiel in der Schweiz auch für den Fernverkehr im Gebirge verlegt ist. Entsprechend war eine eindrucksvolle Schweizer Anlage mit am Hang mäanderndem Schienenstrang zu sehen.

Die nächst kleinere ist 0e mit einer Spurweite von 750mm (und damit etwa die Hälfte der Regelspur mit 1435mm). Auf diesen Schienen findet entspannter Nebenbahn Betrieb statt: Güter- und Personenwagen verkehren gleichermaßen. Die Schmalspurbahn auf Rügen fährt zum Beispiel auf 750mm, und natürlich war ein schönes Modularrangement mit Motiven aus Rügen zu sehen.

Viel Lokalkolorit: Schmalspurbahn auf Rügen

Lebendige Details: Pflanzen am Rande der Strecke

Es geht noch schmaler: Auf Spurweite 0f (für Feldbahn) fahren kleine Dampf- und Dieselloks in Industriebetrieben, im Steinbruch, und, wie der Name schon andeutet, tatsächlich auf Feldern. Hier überwiegt der Güterverkehr mit teilweise höchst individuellen Vehikeln. Es gibt keinen Fahrplan und keine ausführlichen Vorschriften, und deswegen ist (und war) beim Vorbild erlaubt, was funktioniert, und beim Modell fährt, was gefällt.

Die schmale Spur in (vergleichsweise) großem Maßstab 1:45 schafft eine Menge Möglichkeiten im Modellbau, und die wurden genutzt: Alle Anlagen und Dioramen der Ausstellung waren überaus liebevoll und detailliert gestaltet. Viele Kleinigkeiten am Rand der Strecke fesseln den Blick, und üppige Vegetation mit feinst ausgeführtem Pflanzenbewuchs verführten schon fast dazu, ein Büchlein zur Pflanzenbestimmung auszupacken. Übrigens: kein Mensch kümmert sich hier darum, ob der Maßstab 1:43,5, oder 1:45 oder 1:48 gebaut wird. Der Eindruck zählt, und diese entspannte Haltung charakterisiert auch die gesamte Veranstaltung.

Exotisch und faszinierend zugleich sind die Motive der rumänischen Waldbahn, die heute im Original noch in Betrieb ist. Der Betrieb dort ist rau und von Improvisationskunst bestimmt, und wundersame Vehikel zuckeln durch den dichten Wald. Wenn man nah genug an die Module herangeht und tief einatmet, dann riecht man den würzigen Duft der Tannen.

So sehen Streckenmodule der Waldbahn aus!

Details, Details: Uferbefestigung mit Gabionen, mit Steinen gefüllten Stahlkörben

Waldbahn…

Höchst individuelle Vehikel auf der Schmalspurbahn

Wasserturm am Rande der Strecke

Ein Schmalspur Motiv macht es möglich, auf kleinstem Raum ein schönes, einem konkreten oder fiktiven Vorbild entsprechendes Arrangement aufzubauen. Kleinste Radien sind in Vorbild und Modell alltäglich, und die Gleise schlängeln sich munter durch die Landschaft, die Probleme der engen Gleisradien wie bei Regelspur gibt es nicht, und der Gleisbau folgt praktischen Regeln, auch wenn es mal holpert.

Ich hatte das Thema Schmalspur bisher überhaupt nicht auf dem Zettel, aber nach dieser Veranstaltung bin ich aufmerksam geworden. Die kleinen Motive versprechen ebenso viel Spielspass wie die große Bahn, und lassen sich gar trefflich mit ihr kombinieren.

Ärgerlich war nur, dass ich den falschen Reserveakku eingepackt hatte und der Kamera daher viel zu früh der Saft ausging. Deswegen gibt es leider nur wenige Fotos. Aber wenn das mal kein Grund ist, nächstes Jahr wieder zu kommen.