Neue Fenster für den Rivarossi D-Zug Wagen

“Meine Preiserlein möchten endlich mal gemütlicher sitzen als in den Donnerbüchsen und eventuell auch mal im D-Zug fahren.” Wer jetzt neu in Spur 0 einsteigt, weiß vielleicht noch nicht, dass seit wenigstens 25 Jahren die Spur Null Figuren schon im D-Zug-Wagen fahren können. Denn so lange gibt es die Rivarossi-Modelle schon. Eine Übersicht, was es damals ganz regulär neu zu kaufen gab und was heute nur noch bei Ebay angeboten wird, findet sich bei http://www.metropolitrain.com/index.html.

Rivarossi D-Zug Wagen vor dem Umbau

Rivarossi D-Zug Wagen vor dem Umbau

Modelle damals und heute

Nun entsprechen die damaligen Modelle nicht mehr dem heutigen Modellstandard, insbesondere nicht die Fenster. Mehrfach schon haben sich Hersteller daran versucht, andere Fenster für diese Wagen zu liefern. So wurden vor einigen Jahren solche angeboten, die in die vorhandenen Öffnungen eingesetzt wurden, aber ihren eigenen Rahmen hatten. Den Rahmen musste man z.B. mit einem Lackstift farblich behandeln. Das Ergebnis war auf jeden Fall besser als beim Originalmodell, obwohl die Fenster nun quasi doppelte Rahmen hatten: Die am Wagenkasten erhaben hervorgehobenen und die am Plexiglasfenster.

Neue Fenster aus der Schweiz

Neuerdings bietet Peter Lehmann aus der Schweiz gefräste Plexiglasscheiben an, die passgenau in die Fensteröffnungen des D-Zug Wagens gesetzt werden. Dazu gibt es passgenau aus Neusilber geätzte Rahmen, die auf die am Wagenkasten vorhandenen Fensterrahmen aufgeklebt werden.

Teile des Rivarossi Fenster Umbausatzes

Teile des Rivarossi Fenster Umbausatzes

Vorbild und Modell im Vergleich

Das Rivarossi-Modell gibt den Büm 234 wieder, der ab 1963 bei verschiedenen Waggonfabriken gebaut wurde, zum Beispiel bei:

  • LHB (Linke-Hofmann-Busch GmbH in Salzgitter)
  • DWM (Deutsche Waggon- und Maschinenfabriken GmbH, Berlin-Reinickendorf)
  • O&K (Orenstein & Koppel AG in Berlin-Spandau)
  • Waggonfabrik Uerdingen AG

Übersicht von Waggonherstellern: http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/triebwagen.htm

Der Wagenkasten hat die damals zur Norm werdende Länge von 26100mm bzw. eine LüP von 26400. Das Modell gibt diese Vorbildmaße mit 585mm für die Länge, 62,3mm in der Breite und ca. 90mm auch in der Höhe gut wieder. Die Proportionen des Vorbildes sind insgesamt gut wiedergegeben, denn stimmig ist auch die Zahl der Fenster: je ein kleineres an jedem Wagenende und 12 große in gleichmäßiger Anordnung. Vorbild und Modell laufen auf Minden-Deutz-Drehgestellen mit Klotzbremsen.

Fensterscheiben einsetzen

Der Umbau auf vorbildgerechtere Fenster erweist sich als relativ leicht und ist in ca. einer Stunde erledigt.

Eine Nacharbeit der gefrästen Fenster ist kaum erforderlich. Sie passen sehr genau und meist auch sehr stramm in die Fensteröffnungen. Zweckmäßig ist es, den vom Dach befreiten Wagenkasten auf die Seite zu legen (wobei man die Außenwand durch eine weichere Unterlage gegen Verkratzen schützen sollte). Dann lassen sich die Fenster mit Druck in die Öffnungen pressen. Versucht man, sie verkantet einzusetzen, dann geht das nicht, man muss sie also quasi flächig wie die Wand auf die Öffnungen legen.

Fenster Umbau vorher und nachher

Rivarossi D-Zug Wagen nach dem Umbau der Fenster

Der Anbieter meint in seiner Anleitung, man müsse die Fenster nicht festkleben. Nach meiner Erfahrung halten die Einsätze aber nicht alle so fest, dass man sie nicht von außen wieder in den Wagenkasten drücken könnte. Wenn dann auch noch eine Inneneinrichtung montiert ist, wird das eventuell nötige erneute Einsetzen zur lästigen Arbeit. Ich habe daher von innen an jedem Fenster etwas Faller-Expert Kunststoffkleber zwischen Fenster und Wagenwand laufen lassen. Wenige Tropfen nur. Natürlich muss man aufpassen, dass kein Kleber auf die Fensterfläche kommt.

Die Fenster der Wagenübergänge sitzen sehr stramm: Beim Einpressen muss man sehr vorsichtig sein, sonst bricht der schmale Steg zwischen den beiden Fensterteilen.

Fensterrahmen lackieren

Die Fensterrahmen, so schlägt Peter Lehmann vor, sollte man mit Tamiya TS-17 Aluminium (die Rahmen der Türen mit TS-6 schwarz) spritzen. Dadurch haben die Rahmen dann einen hellen Aluminium-Farbton. Wenn ich mich recht erinnere, verfärbten sich die Rahmen beim Vorbild im Laufe der Jahre und wurden etwas gelblich. Dann müsste man sich nach einem entsprechenden Farbton umsehen. Da die Farbe im Laufe der Zeit durch die Witterung und Reinigung sicher nicht gleich geblieben sind, muss man hier nicht allzu präzise sein. Der Eindruck zählt.

Ich habe die Rahmen lackiert, ohne sie vorher aus dem Trägerblech herauszutrennen. Das geht nämlich anschließend mit einer feinen, spitzen Schere ganz leicht und auch so, dass der Steg zwischen dem Fensterrahmen und dem Trägerblech sauber abgetrennt ist. Eine Nacharbeit war auch hier nicht erforderlich.

Fensterahmen montieren

Für das Auflegen der Fensterrahmen auf den Wagenkasten braucht es dann eine ruhige Hand. Entsprechend P. Lehmanns Vorschlag habe ich die Rahmen dünn mit Papierkleber (z.B. Uhu Vielzweckkleber, lösemittelfrei) bestrichen. Dazu immer wieder einen Tropfen Kleber auf eine Unterlage und dann etwas Klebstoff mit einem Zahnstocher aufnehmen. Man muss schon etwas dicker auftragen, sonst halten die Fenster nicht. Manchmal war es erforderlich, ein kleines Gewicht auf die aufgeklebten Rahmen zu legen, damit sie ringsum bündig auf den erhabenen Rahmen des Wagenkastens auflagen. Sie decken sehr gut auch den schmalen Spalt zwischen der eingesetzten Scheibe und dem Wagenkasten ab.

Rivarossi D-Zug Wagen nach dem Umbau der Fenster

Rivarossi D-Zug Wagen nach dem Umbau der Fenster

Wie die Bilder zeigen, hat das Modell durch die neuen Fenster deutlich gewonnen. Zwar scheinen mir die Rahmen etwas zu sehr vorzustehen, doch ist das kaum zu ändern, da sie auf den erhabenen Rahmen des Modells aufliegen. Wollte man das ändern, müsste man die am Modell vorhandenen Rahmen abfräsen, was dann unweigerlich zur Neulackierung führen würde.

Dach und alte Fenstereinsätze anpassen

Die ursprünglichen Fenster des Modells sind Teil des Daches, d.h. Dach und Fenster sind aus einem Stück Plexiglas gefertigt, das im Dachbereich lackiert ist. Die Fenster müssen also von der Dachpartie abgeschnitten werden, wobei man, damit das Dach anschließend noch gut sitzt, ca. 5mm des ursprünglichen Fensterbandes stehen lassen sollte. Abtrennen geht z.B. mit dem kleinen Sägeblatt einer Bohrzwergs oder, wie ich es gemacht habe, mit Stahlineal und Cutter und anschließendem Abbrechen.

Eine Anleitung des Herstellers findet sich zwar nicht auf einer Hersteller-Webseite, aber zumindest im Forum der Arge 0, in der Kategorie Fahrzeuge, wo sich auch die Adresse des Herstellers findet. Der macht dort genaue Angaben zu den erforderlichen Arbeiten.

http://www.argespur0.de/index.php3?&hid=061&spid=1&action=showBeitraege&thema=197

Wagen noch weiter tunen

Was bleibt noch zu tun, um die Wagen heutigem Standard anzupassen? Die Drehgestelllagerung kann verbessert (dazu will P. Lehmann demnächst Vorschläge machen) und die Pufferbohle vorbildgerecht gestaltet werden. Was man an dieser Stelle macht, hängt natürlich vom gewählten Kupplungssystem und damit auch vom gewünschten befahrbaren Mindestradius ab. Ich will es mit der Hermann-Pufferbohle versuchen. Griffstangen und Türgriffe sind angespritzt, die will ich freistehend ausführen.

Für das Rivarossi-Modelle gab es damals auch eine recht ordentliche Inneneinrichtung (komplett in hellgrau), die man farblich nachbehandeln könnte. Die zugehörige Beleuchtung arbeitet mit Glühbirnchen und erleuchtet einzelne Abteile. Ein Umbau auf LEDs und eine digitale Steuerung wäre denkbar, ebenso könnte man die Schlusslichter neu gestalten und funktionsfähig machen.

Schließlich könnten dann die Preiserlein einsteigen, wobei ich empfehle auf 1:50 Modelle zurückzugreifen, denn sonst muss man den sitzenden Figuren die Beine amputieren.

Es bleibt also noch Raum für weitere Beiträge.

Insgesamt lohnt der Umbau dieser alten Modelle, denn sie machen sich nun recht gut z.B. hinter der Lenz V100. Meine rund 25 Jahre alten Modelle haben dadurch deutlich gewonnen und die Preiserleins fühlen sich in diesen modernisierten Wagen sichtlich wohl.

Bezug der Fenster:

Mailadresse P. Lehmann: pietro.lehmann@bluewin.ch

Tel. 0041 71 720 12 67

Preis pro Umbausatz 42 Euro zzgl. Versandkosten

Edit: Nach Leserhinweis Fehler im Namen beseitigt

5 Reaktionen zu “Neue Fenster für den Rivarossi D-Zug Wagen”

  1. Stefan Panske

    Hallo Wolfgang,

    danke für den schönen Beitrag! Aber wer ist nun der Hersteller? Peter Wilhelm oder (wie im ARGE Forum ersichtlich) Peter Lehmann?

    Gruß,
    Stefan Panske

  2. Wolfgang Roether

    Hallo Stefan,
    Du hast natürlich recht: Es muss immer heißen “Peter Lehmann”
    Sorry!
    Wolfgang

  3. Thomas Zube

    Hallo Wolfgang,

    vielen Dank für Deine Ausführungen. Ich habe mich auch schon welche bei Peter Lehman bestellt.

    Gruß
    Thomas Zube

  4. Jürgen Kröner

    Hallo Wolfgang,

    wenn ich mich richtig erinnere, gab es für die Rivarossi-D-Zugwagen auch einen Kartonbausatz für die Inneinrichtung.
    Diesen habe ich vor etlichen Jahren mal beim Spur 0 MEC Niederrhein gesehen. Da die Bögen farbig gedruckt waren, war es eine einfache und preisgünstige Möglichkeit, Wagen ohne Inneneinrichtung zu vervollständigen. Vielleicht weiß Stefan Panske noch etwas davon.

    Gruß
    Jürgen Kröner