Rungenwagen R30 versus R20 – Pola oder Lenz?!

Noch lange bevor die Firma Lenz den Rungenwagen R 20 auf das Produktionsband schickte, befanden sich in meinem gesammelten Spur 0 Wagenpark drei Modelle eines Rungenwagens. Der R 30 von Pola-Maxi. Irgendwann reifte der Gedanke, diese individuell umzurüsten. Da ich auch einen Pola-Maxi R 30 mit abgebrochenen Rungen als mein Eigen nennen konnte, war sehr schnell klar, zumindest diesen als Flachwagen herzurichten und mit drei Traktoren zu beladen.

Der fertige Pola Rungenwagen - ein schönes Einzelstück!

Der fertige Pola Rungenwagen – ein schönes Einzelstück!

Eine erste Trübung stellte sich bei einer Fahrprobe heraus, dass der lange und starre Achsabstand kein Garant  für einwandfreie Laufeigenschaften ist. Waren auf meinen Modulen in einem gezogen Zug die Entgleisungen noch relativ gering, gab es diese generell beim Schieben. Lange überlegte ich, eine Dreipunktlagerung einzubauen – ähnlich der Lenz Donnerbüchsen. Bei einem Versuch, kleine Wippen aus Alublech herzustellen, stellte sich heraus, dass die angegossenen Achslager entfernt werden müssten, da egal welche Achsen ich auch verwendete der Innenabstand zu gering war, um eine „Wippbewegung“ zu ermöglichen.

Dies war erstmals ein Stopp in der Plan und Bauphase. Selbst Recherchen in Foren ergab nichts Neues!  Nach einer Bauphase an Modulen packte mich doch wieder der Ehrgeiz die Rungenwagen  umzubauen – trotz angekündigtem R 20 von Lenz.  So zerlegte ich den Aufbau und schuf Platz, um den Unterboden im Bereich der Bremsanlage auf einen aktuellen Stand zu bringen.

Der Mut, mit jedem Modell etwas Neues zu probieren und sich beim Aufbau immer etwas mehr in das Eingemachte zu vertiefen, zeigt sich auch bei der Baufolge der drei Rungenwagen. So habe ich beim ersten Wagen den Unterboden original belassen. Der zweite, ein Flachwagen erhielt einen fast komplett neuen Rahmen im Bereich der Bremsanlage Für alle drei obligatorisch waren eine umgebaute Pufferbohle und ausgefeilte Rungenhalter. Beim letzten Rungenwagen habe ich sogar die gefederten Achshalter von Addie eingebaut.

Umbau auf die gefederten Achhalter von Addie

Umbau auf die gefederten Achhalter von Addie

Die im Folgenden beschriebenen Vorgänge sind identisch für alle R 30 und können generell auf alle Güterwagen, von z.B. Pola-Maxi angewendet werden.

Vorbereitung für den neuen Unterbau des Rungenwagens

Vorbereitung für den neuen Unterbau des Rungenwagens

Schritt 1: Die Frage nach dem Aufwand

Wie weit muss der R 30 zerlegt werden, um ein gutes Ergebnis zu erreichen? Pufferbohle erneuern, original Kupplung und Kleinteile wie Bremsleitung und Tritte/ Griffe, und/oder die Bremseinrichtung?? …..diese nachzubilden war das Ziel.

Da der erste Schritt (und damit Schnitt) immer der schwerste ist, habe ich den Rungenwagen soweit zerlegt, wie es mir richtig schien. Zum Glück hatte das Sprengwerk noch keine Abbrüche zu verzeichnen – es sollte beim Finish wieder eingesetzt werden. Des Weiteren brauchte die Schraubkupplung Platz; hier mussten Trennschleifer und Feile ran. So gut es ging, wurden am vorderen Rahmenboden sämtliche angedeuteten Bremsleitungen mit abgeschliffen. Eine vorbereitete Pufferbohle wollte auch ihren Platz, und da der Rahmen im Aufbau sehr passgenau sitzt, war auch hier wieder der Griff zur Feile der einzig Richtige.

Die neue Pufferbohle

Die neue Pufferbohle

Schritt 2: Aussägen des Kunststoffbodens und Einsetzen von Messingprofilen.

Jetzt kamen die Überlegungen, was im Boden ersetzt werden sollte. Nur die beiden mittleren Felder? Nein, ich wollte ja auch den Rahmen mit Messing U-Profilen ausstatten. Forsch war mit dem Trennschleifer nahezu die Hälfte des Wagenbodens im Bereich der mittleren 4 Felder ausgeschnitten. Jetzt war Feilen angesagt.  Nachdem diese schmutzige Arbeit getan war, war letztendlich der Rahmen doch sehr offen. Lediglich im Bereich der Achsen war alles unangetastet – vorerst! Doch dazu später mehr. Allerdings hatte einer der Vorbesitzer solide Arbeit geleistet; Ballastgewicht und Plastikrahmen waren untrennbar miteinander verklebt.

Der bereinigte Unterboden und die vom Vorbesitzer eingeklebten Ballastplatten

Der bereinigte Unterboden und die vom Vorbesitzer eingeklebten Ballastplatten

Schritt 3: Pufferbohle und Stoßeinrichtung auf einen akzeptablen Stand bringen.

Eine gefräste Pufferbohle wie z.B. von Gebauer trägt zu dick auf. Also Griff in die Bastelkiste, ein Stück Messingblech abgekantet und die entsprechenden Löcher gebohrt. „Da hast du doch mal irgendwo gelesen, dass ein Spur-Nuller für die Haltegriffe und Trittstangen Tackerklammern verwendet hat!“ So einfach und gleichmäßig – nur fiel mir die Idee leider erst beim Umbau des (letzen) Flachwagens wieder ein.

Die Haltegriffe bestehen aus Tackernadeln

Die Haltegriffe bestehen aus Tackernadeln

Schritt 4: Bremsanlage – woher bekomme ich die Teile?

Das war eine heikle und für mich noch immer  unbefriedigende Angelegenheit. Aber auf der Suche nach Umsetzung  der Kunze-Knorr Bremsanlage „kopierte“ ich einfach von Bildern und fertigen Modellen – dennoch NICHT mit dem Anspruch auf absolute Richtigkeit. Aber ich finde es sieht gut aus und man liegt ja auch nicht mit dem Metermaß drunter.

Die neue Bremsanlage

Die neue Bremsanlage

Teile von Schnellenkamp wurden verwendet

Teile von Schnellenkamp wurden verwendet

Schritt 5: Wippen oder Federn? …das ist hier die Frage!

Aber eigentlich ist es keine Frage mehr. Nach den oben beschriebenen Problemen mit der Wippe und der Dreipunktlagerung der Achsen und dem nicht vorhandenen Platz stieß ich in einer SNM Ausgabe auf die Achslager von Addie. Was für die Austauschbarkeit bei einem Lenz Wagen gut ist, sollte auch für den Selbsteinbau in meinen Rungenwagen gut sein. Nachdem ich zuletzt immer weniger Skrupel mit dem Trennschleifer hatte, war auch hier schnell der entsprechende Schnitt gemacht. Bei der Vorarbeit musste allerdings mit viel Geduld die uneingeschränkte Beweglichkeit der Achslager in den Achslagerhaltern sichergestellt gemacht werden. Schleifen, anpassen, schleifen, anpassen……. und das Ganze vier mal. Doch dann kam die nächste Hürde. Das Innenmaß der Rahmen war zu klein, hier musste das lichte Maß erweitert werden. Also wieder Trennschleifer und Feile her! Zudem war noch Platz zu schaffen für das Bremsgestänge von Schnellenkamp und andere Kleinteile. Dass am Fahrwerk nichts klemmen darf, versteht sich von selbst. Man muss halt nur die Geduld haben, ein Bauteil auch zum 20ten Male anzupassen, dann wird man später mit dem fertigen Modell seine wahre Freude haben.

Prima für solche Umbauten: Die gefederten Achslager von Addie

Prima für solche Umbauten: Die gefederten Achslager von Addie

Man muss zwar etwas feilen, aber das Ergebnis rechtfertigt die Mühe

Man muss zwar etwas feilen, aber das Ergebnis rechtfertigt die Mühe

Dass zum Schluss das Modell noch lackiert und gealtert werden sollte, sei hier nur kurz angesprochen. Die weit man hier den Aufwand treibt, muss jeder selber entscheiden. Der Umbau ist vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss, das möchte ich mir nicht anmaßen. Aber ich möchte Mut machen, seine alten Schätze mit mehr oder weniger großem Aufwand zu „pimpen“!

Fazit: Es muss Spaß machen. Wer streng kalkuliert, wird wohl mit dem neuen Lenz R 20 besser fahren. Aber was machen wir mit all den Pola, Billerbahn, Rivarossi usw Modellen. Natürlich umbauen!!

Der fertig gepimpte Wagen mit Ladung

Der fertig gepimpte Wagen mit Ladung

Ob mit oder ohne Rungen, nach dem Umbau machen die Pola-Maxi Wagen eine prima Figur auf der Anlage

Ob mit oder ohne Rungen, nach dem Umbau machen die Pola-Maxi Wagen eine prima Figur auf der Anlage

2 Reaktionen zu “Rungenwagen R30 versus R20 – Pola oder Lenz?!”

  1. Thomas

    Hallo Thomas,

    schöner Umbaubericht.
    Auch der Tipp, dass die ADDIE Teile zu verwenden sind, finde ich gut.

    Viele Grüße
    Thomas

  2. sjaak van der Vrande

    hallo Thomas

    Schöner umbaubericht,schöner wagen.
    Um mit messingteile alte wagen zu aktualisieren ist echt super.

    Grüss
    Sjaak