Früher war ich mal „Pauline“… Umbau einer Pola E 69

Alte Pola Modelle bieten immer wieder Anlass zu Basteleien: Die Modelle bieten sich für Umbauten und Verfeinerungen geradezu an. Thomas Heinzl beschreibt, wie er die Pola E 69 nach seinen Wünschen in Form gebracht hat.

Vorbau der E 69 vor und nach dem Umbau

Vorbau der E 69 vor und nach dem Umbau

Vor vielen Jahren, in denen ich einen Großteil meiner Freizeit der Spur H0 widmete, erweckte ein Eisenbahnladen mit dem Schwerpunkt Spur 0 meine Neugierde. Große Spur, ordentliches Gewicht und … ein kleiner Geldbeutel ließen es dann doch nicht zu, die Modellbahnspur zu wechseln. Aber es reichte aus, um aus einer Auflösung mehrere unmotorisierte Plastikmodelle zu erwerben. Darunter war Raimo/Polas E 69!

Zeitlich erschien in Eisenbahnmagazin 8/81 eine Übersichtszeichnung aller E 69 Varianten. Man könnte meinen, es hätte mich der Ehrgeiz gepackt wenigstens eine Motorisierung durchzuführen. Nein – sie ruhte in einer Schachtel bis vor 3 Jahren. Nach Lenz und CO erweckte in ebay eine Offerte eines Munz Antriebes meiner guten alten Raimo/Pola das Laufen beizubringen.

Es begann nebst Gesprächen mit kompetenten Leuten eine große Recherche. „Weißt Du, dass an der Pola keine Maße stimmen! Aufbau zu lang, Achsabstand dafür zu kurz!“ Siehe da, die E 69 auf die Übersichtzeichnung in MM 8/81 gelegt, erwirkten unglaubliche Augen – und die Frage, was haben sich Konstrukteure in den 70/80er Jahren eigentlich dabei gedacht? …und was ich denn jetzt eigentlich möchte.

Eine unmaßstäbliche verbaute aber tadellos laufende „Pauline“ alias 69 02 oder…? Da waren ja noch „Johanna´s“ rundlich gewölbte und erhöhte Vorbauten. Auch das Fahrwerk war in den Maßen vertretbar. Kleinigkeiten am Aufbau und Fahrwerk, neuer Schneeräumer etc. Oder doch an Pauline´s Aufbau nahezu zweimal 2cm raussägen? Wie weit willst du gehen?

Schließlich stand fest: „Johanna“ macht trotz aller Abstriche, die zu erwarten waren das Rennen.

Die Lok vor und nach dem Umbau

Die Lok vor und nach dem Umbau

Der Arbeitsplan sollte so aussehen: Die Vorbauten gepusht, dazu kleine Lampen, und eine neu gestaltete Pufferbohle bekommt jegliches Zubehör nebst Schneeräumer spendiert. Von den richtigen Lamellenlüftungen habe ich mich distanziert. Eine Inneneinrichtung aber sollte den Munzantrieb verdecken. Geräusche spendiert Dietz, unterstützt vom Lenz Powermodul. Man ist ja schließlich schon a bisserl verwöhnt.

Aber war noch die Frage nach der Einsatzzeit. Ich hab mich für die Zeit zu Beginn der 60er Jahre entschieden, da war das Nummernschema noch recht übersichtlich.  E 69 04.

Die Umbaumaßnahmen teilten sich in zwei Bauabschnitte. Am Fahrgestell wurde gemessen und alles demontiert oder abgetrennt, was später nicht mehr zu verwerten war. Der bestehende Rahmen wurde recht problemlos dem Munz´schen Antrieb angepasst. Die meiste Zeit beanspruchte das Einpassen der Schneeräumer und die Bestückung der beiden Pufferbohlen mit Federpuffern, Bremsschläuchen und der Zughaken.

Neue Pufferbohle mit Messingteilen

Neue Pufferbohle mit Messingteilen

... nach der Lackierung

… nach der Lackierung

Die Neugestaltung des Aufbaus nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch. Unabdingbar war es, den typischen Knick in den Vorbauten umzusetzen, wodurch sich der bulligere Charakter der E69.04 dargestellt. Ca 4mm Balsaholz und eine dickere Schicht Modelliermasse –der Rest war schleifen – messen, schleifen – messen, schleifen.

Der neue Aufbau wird verspachtelt und verschliffen.

Der neue Aufbau wird verspachtelt und verschliffen.

Für die Anfertigung neuer Lamellenlüfter hatte ich immer noch keine Idee, ich lies sie nach wie vor unangetastet; dafür wurden neue Lampen und dünnere Griffstangen angebracht. Im Web recherchierte ich für die typischen Kleinigkeiten am Aufbau wie z.B. kleine Sonnenblende beim Führerstand 2

(warum die nicht an beiden Seiten angebaut wurde, wer weiss?), geschlossenes Fenster im Führerstand 2 links, etc. Allerdings existieren Fotos als E 169 004-9, auf denen man das kleine Vorstehdach auch auf der Vorderseite (Fü 1)sieht. Vermutlich wurde bei der Umnummerierung bzw. Lackierung kurzerhand die Hauptfahrrichtung getauscht.

Das Dach hat auch noch keine Verbesserung erhalten, die original Pola Teile und der Stromabnehmer wirken aber doch sehr wuchtig.

Aktuelle Technik im Inneren

Aktuelle Technik im Inneren

Decoder, Soundbaustein und Beleuchtung fanden Platz unter den Vorbauten. Um die Teile zu verstecken, wurde der Führerstand gestaltet und ein Preiserlein kurzum zum Lokführer ausgebildet. Zu guter Letzt fertigte mir Nothaft-Decals die passende Beschriftung.

Neue Beschriftung für die E 69

Neue Beschriftung für die E 69

Pauline nach dem Umbau, jetzt mitr korrekten Abmessungen.

Pauline nach dem Umbau, jetzt mitr korrekten Abmessungen.

Fazit: mit relativ geringem Aufwand erhielt die betagte Lady ein positives Outfit.

8 Reaktionen zu “Früher war ich mal „Pauline“… Umbau einer Pola E 69”

  1. Dieter Ackermann

    Hallo Herr Heinzl,
    Kompliment zu dem gelungenen Umbau und dem sehr detaillierten Baubericht, der Mut macht, selbst mal eine ca 30 Jahre alte Rivarossi-Lok ‘in die Hand zu nehmen’.
    Vielen Dank und beste Grüsse
    Dieter Ackermann

  2. Johannes Otterbach Spur 0 Team

    Hallo Herr Heinzl,

    ehrlich gesagt hab ich da ein Problem, was vorher und nachher sein soll.
    Aber das ist sicherlich mein persönlicher Geschmack,nur wenn die Detailierung beim Umbau leidet finde ich das schon Schade.

    Gruß
    Johannes Otterbach

  3. Leo Zeiselberger

    Hallo hr Heinzl
    Ich sag Ihnen die Wahrheit:
    Sie haben die Lok komplett verschandelt und bis zur völligen Wertlosigkeit herabgestuft.
    tut mir leid, aber ist so.

  4. …ehrlich gesagt hab ich da ein Problem…
    Ich auch. Es gibt doch heutzutage etwas anderes als ein Tapezierpinsel…

  5. Sicher gibt es nicht nur “Tapezierpinsel”! Es ging mir aber in erster Linie mit einem einfachen Umbau um eine Korrektur der Vorbildmaße (Warum stört dies niemand?) und nicht um einen detaillgetreuen Neuaufbau. Und zu meinem persönlichen Geschmack gehört sicher nicht die Lackierung frisch aus der Verpackung. Werde beim nächsten Umbau eure ehrliche Kritik berücksichtigen.

  6. Thomas Heller

    Moin, moin!

    Sicher ein Umbau der “Pola”-risiert … ;o)

    Die weniger gut getroffenen Vorbildmaße zu korrigieren ist aller Ehren wert, nur dann zu sagen die Lackierung braucht ja nicht so optimal zu sein, wirkt in meinen Augen wenig schlüssig.
    Da fehlt mir persönlich die Konsequenz beim Umbau und man hätte auch gleich das Serienmodell “übertünchen” können.

    Gruß

    Thomas

  7. Hallo Thomas (Erbauer),

    mir gehts es ähnlich wie einigen anderen: beim “Vorher-Nachher-Bild” musste ich 3 Mal hinschauen…

    Aber ich möchte mich ausdrücklich für den guten Bericht bedanken! Er ist doch ein “Mutmacher” für die, die grad anfangen, ihre Modelle umzubauen und für die, die es schon “können”, ihre Modelle mal zu zeigen.

    Sachliche Kritik ist sicher erlaubt, aber bitte nicht so abfällig wie teilweise oben zu lesen.

    Mach weiter so und denk dran: Spur 0 ist, wenns DIR gefällt!

    Gruß vom Namensvetter

  8. Hermann Nigsch

    Hallo Thomas!

    Gratulation zum gelungenen Umbau.
    Ich versuche gerade in einem etwas ungeordneten Fundus eines Freundes die Teile für eine Biller E69 zusammen zu suchen. An Hand einer Bauanleitung ginge das leichter. Hast Du noch die Bauanleitung und wenn ja, könnte ich diese kopieren?
    Herzliche Grüße

    Hermann