Entscheidung für 2013

Wenn die fahle Dämmerung am Horizont hochkriecht und eine letzte verspätete Feuerwerksrakete am graublauen Himmel verglüht, wenn der kühle, salzige Wind vom Meer die Papierschlangen und das bunte Konfetti durch die Straßen treibt und die ersten Regentropfen den schmutzigen Asphalt in eine nachtblau glitzernde Fläche verwandelt, dann ist es da, das neue Jahr. Einfach so.

2013

2013

Wie war das letzte, wie wird das neue? Ein katerschwerer Kopf ist keine gute Ausgangsposition für eine Bestandsaufnahme, da ist es besser, wenn man wach ist. Denn es lohnt sich, mit klarem Kopf mal zurückzublicken und vor allem nach vorne:

Was war letztes Jahr?

Die kleine Nische Spur Null im Modellbahnmarkt ist wieder enorm gewachsen. Das, was Bernd Lenz als einzelner, mutiger Unternehmer gegen viel Spott aus der Branche vor Jahren auf Gleis gesetzt hat, entwickelt sich zu einem Trend, der weiter Fahrt aufnimmt und neue Freunde gewinnt: Viele Spur Null Modelle erscheinen, neue Hersteller, kleine und größere, springen auf und steigen teils engagiert, teils vorsichtig, teils auch ein klein wenig unsicher auf den Zug auf. Die Auswahl an Modellen wächst, aber auch die Ansprüche der Modellbahner.

Viele Umsteiger von anderen Spuren sind große Auswahl und schnelle Verfügbarkeit von Modellen gewohnt, kennen das Spiel zwischen Herstellern, Händlern und Käufern, die Rabattaktionen, die Sondereditionen, die Schnäppchenjagd und das Jagdfieber, um der Sammlung noch ein feines Stück hinzuzufügen. Alles, was man begehrt, ist sofort verfügbar.

Nicht so in Spur Null. Die Serien sind kleiner, und Modelle sind immer wieder mal nicht oder noch nicht lieferbar, erscheinen vielleicht später als geplant oder auch gar nicht. Und die Modelle werden nicht verramscht, um die Quartalszahlen der Hersteller aufzuhübschen. Den Markt bilden kleine Firmen und viele Enthusiasten, die nicht auf große Ressourcen und jede Menge Personal zugreifen können.

Die Folge: Der Spur Null Modellbahner hat die Chance, eine Eigenschaft zu entwickeln und zu pflegen, die in vielen Lebenssituationen von Vorteil ist: Geduld.

Was kommt dieses Jahr?

Geduld. Nicht untätiges, teilnahmsloses Herumsitzen (vor der Glotze womöglich), sondern geduldige Aufmerksamkeit. Und ganz sicher nicht beim Warten auf Neuheiten, sondern vor allem bei der entspannten Beschäftigung mit der Modellbahn: Planen, Bauen, Verfeinern, Spielen, mit Freunden plaudern. Sich mit dem beschäftigen, was man hat. Etwas Neues schaffen.

Die langjährigen Spur Nuller kennen das: Selber machen ist angesagt. Früher musste man tagelang löten und lackieren, um einen einzigen neuen Wagen zusammenzubauen, der dann viel Freude bereitete. Heute rollen die Wagen vom Händlerregal direkt auf die Anlage, und mancher hält schon Ausschau nach dem nächsten Modell. Früher war aber nicht alles besser. Nur anders. Etwas langsamer, bedächtiger, ruhiger. Und das kann auch heute nicht schaden: Hektisches Schnellschnell kennen wir alle vom Job. Da darf es in der Freizeit ruhig etwas entspannter zugehen.

Vorsatz!

Aha, ein schöner Vorsatz fürs neue Jahr: Die Freizeit mit geduldiger Aufmerksamkeit verbringen. Etwas Neues schaffen. Kommt auf die Liste mit all den anderen guten Vorsätzen, die mit (un)schöner Regelmäßigkeit schon am 1.1. gegen Mittag, wenn die Reste der Feier aufgeräumt sind, wieder über die Klippe springen. Nur: Brauchen wir wirklich einen Jahreswechsel, um etwas Neues anzufangen? Etwas zu verändern? Etwas besser zu machen?

Oder kann etwas Neues auch am 21.12. um kurz nach neun beginnen, gleich nachdem man es sich vorgenommen hat? Oder am 3.1. um drei? Wir leben in einer Gesellschaft, in der viel mehr möglich ist als in früheren Jahren. Wenn wir einen Moment lang innehalten, werden wir feststellen, dass wir in fast jedem Moment die Freiheit haben, einen neuen Entschluss zu fassen und ihn auch umzusetzen. Wenn wir den Mut dazu aufbringen. Wenn wir es wirklich wollen, und nicht nur Entschuldigungen suchen für Untätigkeit.

Das ist gar keine neue Erkenntnis in 2013. Sondern eine, die uns das ganze Leben begleiten kann.

Wir können neue Entscheidungen treffen. Jederzeit.

5 Reaktionen zu “Entscheidung für 2013”

  1. Hallo Stefan,

    das ist eine sehr schöne Einleitung ins neue Jahr!

    Vielen Dank für die sinnlichen (und sinnvollen) Worte. In diesem Sinne wünsche ich Dir und allen Hobbykollegen ein gesundes und schöpferisches 2013.

    Frank

  2. Juergen

    Hallo Stefan,

    ein schöner und passender Text. Auch Dir ein schönes Neues Jahr und viele erfreuliche Erfahrungen mit unserer Spur Null.

    Viele Grüße

    Juergen

  3. Moin moin Stefan,

    vor allem viel Freude und weiterhin das hohe Maß an Begeisterung wünsche ich Dir, lieber Stefan, und uns allen, die sich in der Wunderwelt der Spur 0 heimisch fühlen.
    Für Dein hohes Engagement möchte ich Dir auch mal einen Dank aussprechen, denn der Zeitfaktor ist sicher enorm, den das Magazin und das Spur 0 Forum von Dir abverlangt.
    Ich hoffe, dass sich dieser Aussage viele Spur Nuller anschliessen können.

    Deinem Intro zu Beginn des Jahres 2013 kann ich nur beipflichten und teile Deine Sichtweise als wäre sie meine.

    Vor allem von Spurwechslern der letzten Jahre – ob nun von N, HO oder G – ist zu beobachten, dass sie ganz besonders Ihre neue Identität in Spur 0 bewusst wahrnehmen und geniessen.
    Für mich gesprochen fühlte sich Weihnachten 2012 an wie in den Jahren als Kind, als die Welt der LGB mir sehr viel bedeutete.
    Spur 0 kann auch eine Form Wellness für die Seele sein und somit wünsche ich Dir viel Gesundheit und ein langes Leben, damit die Nuller weiterhin dieses hohe Niveau im Modellbahnsektor erleben dürfen.

    Gruß und Daumen hoch für 2013
    Peer

  4. Michael

    Hallo Stefan,

    eine sehr schöne Einleitung….und irgendwo und irgendwie finde ich michpersönlich wieder. Es trifft vieles zu….früher war alles anders, ja auch unsere Ansprüche waren anders, ja vielleicht bescheidener! Heute ist vieles auf Konsum und doch alles sehr schnelllebig. Ich saß die Tage mal wieder oben an meinen Dioramen und schaute mir meinen Heimatbahnhof an und dachte mir…die Idee hatte ich mit 15 Jahren und umgesetzt wurde das Projekt 33Jahren und ich habe immer noch Freude dran. Ok H0 eben aber egal es geht um die Freude an dem was man geschaffen hat. In Spur 0 ist es nicht anders…man baut wieder mehr, sei es nach Vorbild oder “frei Schnautze” irgendwie setzt die Entschleunigung ein! Im Moment baue ich “frei Schnautze” dass muss auch mal wieder sein. Frei nach dem Motto: so könnte es mal irgendwo gewesen sein. Jagt man dem Vorbild bis in den kleinsten Winkel nach und versucht die Vergangenheit in die Gegendwart zurückzuholen, so hat “frei Schnautze” schon etwas mit Entspannung zu tuen..grins!So ist es auch mit der Geduld..die ich in der Spur 0 neu erlerne! war und ist es in H0 die Ausdauer an einem Vorbildprojekt dran zubleiben, sei es mit dem sammeln von Bildern, Zeichnungen und immer wieder das Aufsuchen und Beobachten der Szene im Orginal was sich über viele Male erstreckt, weil man immer wieder etwas neues sieht, so ist in 0 Geduld angesagt!Nun aber auch die Freude über das Unerwartete wie zB eine Lok die man dann bekommt und damit nicht gerechnet hat, dass bleibt dann doch in einer lebhaften Erinnerung.

    Ich wünsche allen ihr Gesundheit….die Grundlage für alles im Leben!

    Mit freundlichen Grüßen

    Michael

  5. Georg.B

    Frohes Neues Jahr zusammen,

    möchte mich den Worten von Peer anschließen und mich auch bedanken für Dein Editorial zum Neujahrstag, Stefan.

    Georg.B