Eine nahezu unbekannte Spur-0-Schauanlage im Freizeitpark Eversum

Kaum einer kennt sie, die wohl größte Spur-0-Schauanlage Deutschlands im Freizeitpark Eversum. Eversum? Wo ist das denn? Das werden sich nun einige von Ihnen fragen.

Der Freizeitpark Eversum (www.gut-eversum.de) liegt außerhalb von Olfen an der Straße nach Ahsen (Eversumer Straße 77 in 59399 Olfen), nördlich von Datteln, also am Nordrand des Ruhrgebiets an der Grenze zum Münsterland.

    Blick über den Hauptbahnhof

Blick über den Hauptbahnhof

Der Freizeitpark Eversum wurde 1975 auf einem alten Bauernhof eröffnet und und hat vor drei Jahren den Besitzer gewechselt. Heute bietet der Freizeitpark Eversum für Groß und Klein Freizeitentspannung. Neben vielen Tieren, die in begehbaren Gehegen gehalten werden und durchaus von den Kindern (und Erwachsenen!) gestreichelt und zu den entsprechenden Zeiten gefüttert werden dürfen, bieten viele Kletter- und Spielgeräte sowie Rodel- und Rutschbahnen allerlei Kurzweil. Aber das ganze war nicht der Grund für meinen Besuch, sondern die eben erwähnte Spur-0-Schauanlage!

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Im Jahr 1928 begann Wilhelm Wendler aus Berlin mit dem Bau der Spur-0-Anlage. Der Bau dauerte länger als 40 Jahre. Herr Wendler baute nicht nur die zu seiner Zeit aktuellen Fahrzeuge komplett selber, sondern auch die Gleise, Weichen und das ganze bahntechnische Drumherum genauso wie die Landschaft. Die Anlage wurde zerlegbar gebaut, damit Herr Wendler damit die Jahrmärkte besuchen konnte und seine Spur-0-Bahn den Interessierten zeigen konnte. Dazu wurde vor Ort dann einfach ein großes Zelt aufgebaut und die einzelnen Segmente wurden darin ausgestellt. Im Laufe der Zeit wurde die Anlage immer weiter vergrößert und weiter ausgebaut.

Betrieb im Bahnhof Freudenthal

Betrieb im Bahnhof Freudenthal

Schloss Neuschwanstein

Schloss Neuschwanstein

Im Jahr 1975 wurde diese Anlage fest im Freizeitpark Eversum aufgebaut und bildete dort eine der Attraktionen. Die Anlage wurde um einen äußeren Bereich vergrößert und mit weiteren Fahrzeugen versehen.

V200.1 im Hauptbahnhof

V200.1 im Hauptbahnhof

Heulboje im Südbahnhof

Heulboje im Südbahnhof

Vor drei Jahren wechselte der Freizeitpark den Eigentümer und der neue Eigentümer des Freizeitparks Eversum richtete den Park her, modernisierte ihn, wo es nötig und investierte in neue Attraktionen. Auch die Spur-0-Anlage gehört zu seinem Konzept – leider waren Teile des Fuhrparks beim Eigentümerwechsel verschwunden, was von den Betreibern heute noch beklagt wird.

VT 11.5 in der Abstellgruppe

VT 11.5 in der Abstellgruppe

Schornsteinfeger in Action

Schornsteinfeger in Action

Kurz nach Neueröffnung kam es während Dreharbeiten zu einer Folge „Eisenbahn-Romantik“ zu einem folgereichen Brand in einem Kabelbündel. Die Anlage wurde optisch glücklicherweise nicht in Betracht gezogen, aber die Elektrik war erstmal lahmgelegt.

Der SVT 04 wartet auf Ausfahrt

Der SVT 04 wartet auf Ausfahrt

Dampfzug im Endbahnhof Kirchheim

Dampfzug im Endbahnhof Kirchheim

Im Mai 2006 hat sich daraufhin eine kleine Gruppe begeisterter Modellbahner zusammengefunden und damit begonnen, die gesamte Technik der Anlage nach und nach zu erneuern. Leider gab es keine Dokumentation über die installierte Technik. Das Staunen der Modellbahner war aber groß, hatte doch Wilhelm Wendler sehr komplexe Schaltungen mit handgewickelten Relais realisiert. So wurde schnell der Entschluss gefasst, die Technik mittels digitaler Komponenten auf den Stand der heutigen Technik zu bringen. Aufgrund des hohen Einsatzes war es schon im Jahre 2007 möglich, den Besuchern des Freizeitparks Eversum auf der jetzt digital gesteuerten Anlage einen interessanten Fahrbetrieb vorzuführen. Doch auch in der Winterpause gingen die Arbeiten weiter, so dass den Gästen auch in der Saison 2008 weitere Highlights präsentiert werden können.

Herbert Stöckert am zentralen Stellpult

Herbert Stöckert am zentralen Stellpult

SVT auf der freien Strecke

SVT auf der freien Strecke

Was erwartet den Besucher, wenn er heute zur Spur-0-Schauanlage in den Freizeitpark Eversum kommt? Er bekommt neben den Attraktionen des Freizeitparks die wohl größte Spur-0-Schauanlage Deutschlands zu sehen, auf der 40 km Kabel verlegt sind, 3 km Schienen verbaut wurden. 62 Weichen sorgen für einen abwechslungsreichen Fahrbetrieb. Fünf Bahnhöfe, 1 Bahnbetriebswerk mit Drehscheibe und Lokschuppen, fünf Streckenwärterhäuser, 81 Signale und drei Signalbrücken dienen dem Fahrbetrieb. Auf der Anlage sind 400 Bäume, 150 Häuser, 2 Burgen, 3 Kirchen, 1 Sägewerk und unzählige selbstgeschnitzte Figuren zu finden. Die meisten Gebäude haben ein Vorbild irgendwo in Deutschlands, die „Hauptstadt“ der Anlage ist dem historischen Stadtkern von Rothenburg o.d. Tauber nachgebildet. Wer sich die Mühe macht, die 360 Quadratmeter der Anlage näher zu betrachten, wird zwei Schornsteinfeger bemerken, die sich bewegen und die Schornsteine reinigen. An anderer Stelle schüttelt ein Müller seine Mehlsäcke aus, winken Passanten den vorbeifahrenden Zügen zu oder sieht man die Menschen im Sägewerk arbeiten. An anderer Stelle gießt eine Frau unaufhaltsam die Blumen und lässt sich von den vorbeifahrenden Zügen nicht ablenken. Dass sich die Schranken an den Bahnübergängen vorbildgerecht senken und öffnen, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung.

Wo bleibt der Zug?

Wo bleibt der Zug?

Blick auf den ausgehängten Gleisplan

Blick auf den ausgehängten Gleisplan

Die in Betrieb befindlichen Fahrzeuge (kleine Auswahl: VT 11.5, Fliegender Hamburger, VT 08.5, V200.1, V100.10, BR 01, Gliederzug Senator, Berliner S-Bahn, Heulboje ETA 178, fast alle zeittypischen Reise- und Güterwagen usw.) sind alle von Wilhelm Wendler aus den damals üblichen Materialien eigenhändig gebaut worden. Man sieht ihnen das Alter teilweise an, aber die modellbauerische Leistung ist ebenso ersichtlich.

Bw mit Drehscheibe

Bw mit Drehscheibe

Besucher hinter der Glasscheibe

Besucher hinter der Glasscheibe

Die 12 x 30m große Anlage ist für Besucher durch große Glasscheiben einsehbar, es gibt keine Einflussmöglichkeit seitens der Besucher. Die Steuerung der Anlage erfolgt heute mit der Steuerungssoftware “Traincontroller” von Jürgen Freiwald und dem von Patrick Urban entwickelten System MoBaSbS.

Die Anlage kann während der Öffnungszeit immer besichtigt werden. Werktags gibt es zwei Vorführungen, am Wochenende sind es drei Vorführungen, während derer die Anlage in Betrieb gezeigt wird. Eine Vorführung dauert etwa 25 Minuten.

Der Müller schüttelt den Mehlsack aus

Der Müller schüttelt den Mehlsack aus

Zugkreuzung auf freier Strecke

Zugkreuzung auf freier Strecke

Leider beginnt Ende Oktober die Winterruhe des Freizeitparks Eversum. Im Winter wird die Anlage von dem kleinen Team weiter überarbeitet und gewartet. Ab März 2010 ist der Freizeitpark wieder geöffnet und damit auch die Spur-0-Anlage wieder zugänglich.

Betrieb auf allen Strecken

Betrieb auf allen Strecken

Bergbahn

Bergbahn

Ein Besuch der Anlage (und des Freizeitparks) lohnt sich nicht nur für Spur-0er. Wenn man vor der Anlage steht und sich mal überlegt, welcher Aufwand in dieser Anlage steckt und welche Leistung der Erbauer vollbracht hat.

VT 08.5 in Freudenthal

VT 08.5 in Freudenthal

Mein Tipp: Unbedingt mal besuchen!

Mehr zur Spur-0-Anlage findet man auf der Homepage der „Modelleisenbahn im Freizeitpark Eversum“:

www.modellbahn-eversum.de

Video der Anlage bei Youtube

6 Reaktionen zu “Eine nahezu unbekannte Spur-0-Schauanlage im Freizeitpark Eversum”

  1. Diese Anlage kenne ich schon 30 Jahre,denn dort
    gab es immer leckere Landwurst zu kaufen.
    Meine beiden Kinder haben dort im Freizeitpark
    gerne gespielt.

    Ich Grüsse den Vervasser recht herzlich.

    Biß bald in Rheinberg
    Euer Horido aus Dtmd.

  2. Jörg Brauer

    Hallo Freunde der Spur O.

    habe gerade ihre Webseite und ihren Beitrag zur Modellbahn Eversum entdeckt.

    Ich habe als angestellter Betreiber und Betreuer diese Moellbahn hauptamtlich von Mitte 1976 bis Ende 1979 betreut.

    Da diese Modellbananlage in allen Einzelheiten von einem einzigen Mann im Zeitraum von etwa 30 Jahren erstellt wurde, kam zu Betreuung nur jemand in Frage der die nötigen fachlichen (mechanischen) Fähigkeiten mitbrachte und auch die nötigen Werkzeuge und Maschinen hatte. Gefragt waren in erster Linie handwerkliche Fähigkeiten, weil die Kernanlage (nicht die Ringanlage entlang der Schaufenster) reine Handarbeit ist. Das heißt neben der eigentlichen Gestaltung der Anlage wurden alle Fahrzeuge, Schienen, Weichen, Häuser, Bäume, usw. von einem Mann hergestellt.

    Wenn das etwas kaputt ging hieß das Herstellung der Ersatzteile in Eigenregie, da käufliche Teile für diese Fahrzeuge nicht im Handel waren und sind.

    Ich habe den Ersteller der Anlage, Wilhelm Wendler, noch selbst kennen gelernt.

    MfG. J. Brauer

  3. Lutz Winkler

    Hallo,
    auch ich habe die Anlage schon vor langer Zeit kennengelernt. Interessant, dass sie erst so spät digitalisiert wurde. Muss da unbedingt mal wieder hin.
    MfG Lutz Winkler

  4. Ich habe diese Anlage im Herbst 2012 besucht und eine sehr herzliche Begrüßung erfahren. “wenn jemand kommt und Interesse an der Anlage hat, dann nehm ich mir die Zeit.” Ein vollblut Modellbahner führte mich um die Anlage und konnte alle Details erklären. Ein zeitlich vorgezogener Fahrbetrieb, mit vielen Zugeinheiten, die ich aus meiner Kindheit noch gut im Planbetrieb kenne, wurde ermöglicht.
    Ich kann nur jedem diese Anlage ans Herz legen. denn hier ist nichts von der Stange, sondern perfekt in Eigenregie hergestellt. Oft wurden Materialien genutzt, die uns Katalogschnüfflern gar nicht als Potential zum bebasteln auffallen.
    Ich denke gern an diese Führung zurück und danke nochmals für die sehr freundliche und kompetente Führung.
    Erversum fahrt mal hin, es lohnt sich!

    gru? Wolfgang

  5. Hans

    Hallo alle Eisenbahninteressierten.
    Habe mir vor einigen Tagen diese wirklich sehenswerte Anlage ansehen dürfen.
    Wenn man selbst dazu in der Lage ist zu erkennen mit welchem unglaublichen Aufwand und Wissen diese Anlage mit allen seinen Einzelteilen erstellt wurde kann man nur ehrfurchtsvoll seinen Hut davor ziehen.
    Um so mehr schmerzt einem das Modelleisenbahnerherz wenn man den schleichenden Verfall mit ansehen muss.
    Warum wird so eine Anlage, die schützenswert ist, nicht einfach “zwangsrestauriert”?
    Viele Fahrzeuge fahen nicht mehr….. Kohle fehlt, so der Betreiber.
    Welche Kohle er wohl gemeint hat.
    Es ist schade. Leider.
    Würde mir wünschen dass sich Leute finden um diese Meisterleistung des Eisenbahnmodellbaus wieder herzurichten.
    Trotz der Kritik ein herzliches Dankeschön an den Betreiber der meine Frau und mich so tief Einblick in diese Anlagen- und Fahrzeugtechnik blicken ließ
    Gruß Hans

  6. Bernd Willenbacher

    Ich kenne den Park aus meiner Kinderzeit.
    Die Modelleisenbahn war für mich das absolute Highlight des Parkbesuchs.
    Ich freue mich das sie noch existiert und wieder fährt.
    Herrn Breuer habe ich dabei wohl in der Mitte der Anlage gesehen