Läutewerke im Modell

Läutewerke standen zu tausenden an den Bahnübergängen, Blockstellen und Betriebsstellen der Eisenbahn. Sie kündigten durch vorher vereinbarte und im Signalbuch festgeschriebene Glockenschläge Zugfahrten und Besonderheiten an. Das melodische Bimmeln hört man heute noch man manchen beschrankten Bahnübergängen.

Läutewerk von Schulz Modellbahnen

Läutewerk von Schulz Modellbahnen

Seit 1871 gibt es das System der Läutesignale. Jeder Fahrdienstleiter bimmelte in Fahrtrichtung und informierte die benachbarten Bahnwärter, Schrankenwärter, Weichenwärter und den Fahrdienstleiter im Nachbarbahnhof. Erst zur Jahrhundertwende wurden immer mehr Streckentelefone aufgestellt und die Kommunikation konnte nicht nur differenzierter, sondern auch mit Rückmeldung stattfinden. Bis 1960 war das Läutwerk aber trotz Telefon das wichtigste Mittel, um den Schrankenwärter vom nahenden Zug zu informieren. Das durchdringende Läuten erreichte den Beamten auch dann, wenn er vielleicht gerade nicht am Schreibtisch saß.

Das Vorbild: Läutewerk im Bahnpark Augsburg.

Das Vorbild: Läutewerk im Bahnpark Augsburg.

Zusätzlich gab es an manchen Läutwerken noch ein zusätzliches visuelles Signal, eine so genannte Fallscheibe, die aus einer rechteckigen weißen Tafel mit einem blauen Querbalken bestand.

Schulz Modell, gebaut von Jochen Schnitker, und ergänzt mit einer handgefertigten Fallscheibe

Schulz Modell, gebaut von Jochen Schnitker, und ergänzt mit einer handgefertigten Fallscheibe

Das Ganze funktionierte elektromechanisch. Dicke Drähte führten über große Porzellanisolatoren in das Gehäuse, ein Elektromagnet löste dann das läuten und die Fallscheibe aus.

Von Schulz Modellbau gibt es ein in Kunststoff gegossenes Modell der Läutwerke mit zwei Glocken (zum Beispiel für zwei Fahrtrichtungen). Es besteht aus der einteiligen Läutewerkbude (Säule), einem Aufsatz mit zwei Glocken und Dach, und aus zwei Klöppeln und Isolatoren aus Messinggussteilen. Der sehr einfach zu montierende Bausatz kostet 24,90 Euro.

Einzelteile des Schulz Läutewerkes

Einzelteile des Schulz Läutewerkes

Auch von Addie gibt es ein Modell eines Läutewerkes.

Wer sich etwas genauer zu Läutewerken informieren möchte, findet eine wunderbar gemachte Seite mit vielen informativen Details auf der Seite altmarkschiene.de, zusammen mit Infos zur Läutewerksammlung Stendal und vielen Klangbeispielen.

http://www.ibt-schulzmodellbahnen.de/

http://www.addie.de/

2 Reaktionen zu “Läutewerke im Modell”

  1. Stefan

    Hallo Stefan,

    schöner Bericht, gestatte mir aber die Anmerkung, dass die Streckentelefonie nicht die Läutewerke abgelöst hat! Ablöser waren vielmehr Morse-Fernschreiber! Diese wurden ab Ende des 19. Jahrhundert auf immer mehr Strecken eingeführt und lösten nach und nach die Läutewerke ab (regionale Unterschiede bestanden aber!). Die Morse-Fernschreiber wurden bis nach dem 2. Weltkrieg im Bereich der ehemaligen DB genutzt, um die Strecke über den Zugverkehr zu informieren, erst dann erfolgte die Zulassung des Fernsprechers für die Streckenverständigung über den Zugverkehr.

    Die Ausrüstung der Strecken mit Fernsprechern für die Kommunikation zwischen Zug (der vor einem Fernsprecher anhalten musste) und Stellwerk begann flächendeckend in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts – es waren also zwei Kommunikationsstränge, die erst nach dem zweiten Weltkrieg vereint wurden!

    Interessant ist vielleicht noch, dass die Läutewerke einer Strecke alle elektrisch betrachtet seriell hintereinander hingen – eine einpolige Leitung führte vom Induktor (mit dem die Auslösung der Läutewerke durch den Fahrdienstleiter erfolgte) führte zum ersten Läutewerk und von dort weiter zum nächsten usw. Die Rückleitung des Stroms erfolgte durch die Erde.

    Gruß,
    Stefan

    • Stefan Karzauninkat

      Hallo,
      Vielen Dank für die Klarstellung! Wieder was gelernt 🙂
      Auf der Seite Altmarkschiene gibt es eine schöne Skizze zum elektrischen Aufbau der Läutewerke.
      Gruss, Stefan