Spielwarenmesse 2015 – der Wandel

Die Messegesellschaft verkündet froh eine Rekordzahl an Ausstellern, muss aber geringere Besucherzahlen einräumen. Die Modellbahn spielt kaum noch eine Rolle. Die vergleichsweise kleine Halle 4A wird inzwischen auch von vollkommen fachfremden Ausstellern bevölkert: Ein Faschingsausstatter, Hersteller bunter Leuchtbausteine, Puppenmacher nutzen die von vielen Modellbahnherstellern nicht mehr in Anspruch genommenen Standflächen.

Spielwarenmesse 2015 - bis zum nächsten Jahr!

Spielwarenmesse 2015 – bis zum nächsten Jahr!

Viele Hersteller stellen nicht mehr aus

Etwas wehmütig erzählte mir Herr Stangel, er habe seit 20 Jahren das erste Mal auf eine Messeteilnahme verzichtet. Keiner der Kleinserienhersteller Kiss, Wunder, Fine Arts, Demko war mit einem Stand vertreten – das war auch in den letzten Jahren schon so. Eine Messeteilnahme macht angesichts der Kosten bei den überwiegend im Direktvertrieb verkauften Modellen auch nicht mehr viel Sinn. Auch Ellettren, Lematec und Lombardi waren nicht da, nur Fulgurex hält noch wacker durch.

Spur Null an Bord

Weinert war präsent und hatte eine kleine Neuheit dabei: Das Wartesignal, das schon lange im Programm ist, kommt jetzt auch mit Beleuchtung.

Beli Beco zeigte seine recht umfangreiche Spur 0 Leuchtenkollektion; Neues gab es dieses Jahr nicht, was aber mit dem Neubau und Umzug der Geschäftsräume zu tun hatte.

Die Entwicklung des Sommerfeldt Oberleitungsprogramms ist erstmal abgeschlossen; mit den Strecken- und Turmmasten samt Spannwerken und konfektionierter Fahrleitung lassen sich viele Vorbildsituationen abbilden; ein großes Spur 0 Diorama bestimmte den Messestand.

Noch präsentierte neue Gräser und Bäume, die auch für große Spuren geeignet sind.

Herr Lux zeigte wie jedes Jahr den Prototypen seines Gleisreinigungswagens in Spur 0 und kündigte – auch wie jedes Jahr – die Lieferbarkeit zur Jahresmitte an. Schön, dass es hier solide Beständigkeit zur Messe gibt.

Busch kündigt keine eigenen Neuheiten an, man wird aber dort bald mit dem Ausliefern der M.T.H. Modelle beschäftigt sein.

Keine Neuheiten, kleinerer Stand

Von Preiser kommen dieses Jahr keine Spur Null Neuheiten. Auf meine Frage, ob es denn was Neues gäbe, bekam ich ein freundliches „Nö“ am Stand zu hören. Man verzichtet diesmal auf Wandvitrinen mit bereits erhältlichen Modellen aller Spurweiten und konzentriert sich ausschließlich auf Neues (anderer Spurweiten), auch der in den letzten Jahren zu findende Laufsteg mit Models und die Figurenwerkstatt blieben zuhause. Die Standfläche war vielleicht halb so groß wie in den Vorjahren.

Kleinere Stände auch bei Nachbarbranchen

Auch die Halle mit Modellautos ist hat sich verändert: Die Hälfte der Fläche wird jetzt von anderen Branchen belegt, viele Anbieter sind weggeblieben; einige haben sich zusammengeschlossen und präsentieren jetzt auf kompakten Gemeinschaftsständen.

Wir wollen nur gucken

Sehr irritiert haben mich die riesige Carrera-Bahn auf dem Fleischmann-Roco Stand und die beim mehrfachen Vorbeigehen immer wieder etwas verwaist aussehende Vitrinenlandschaft bei Märklin. Und die Vielzahl von Besuchern, die ganz offensichtlich keine Fachbesucher waren: Eine fröhliche Runde älterer Herren, die zum Mittag ein paar Bierchen zischten, ein Herr im feinen Zwirn mit Hackenporsche, der mit niemandem sprach, aber sein Gefährt eifrig mit Prospekten füllte, eine Gruppe mit vielen bunten Tüten unterm Arm, die lautstark Vereinsangelegenheiten diskutierte. Aber ohne die Modellbahnfans wären die Gänge noch leerer gewesen; mancher schätzt, dass weit über die Hälfte der Besucher nur zum Gucken und nicht aus fachlichen Gründen kam.

Trotzdem gut

Für den Berichterstatter war es wie immer prima, viele Gespräche in kurzer Zeit, und entspannte und optimistische Hersteller. Und wenn dann ein Hersteller wie Lenz ein paar Überraschungen in Petto hat, sorgt das für zusätzliche Highlights.

Trotzdem – der Wandel wird weitergehen: Nürnberg verliert zunehmend Aussteller für unser Hobby, und für Spur Null werden andere Messen immer wichtiger werden: Buseck platzt aus allen Nähten, die Publikumsmessen in Dortmund, Köln, Leipzig und München und auch die etwas kleineren in Sinsheim, Bremen, Friedrichshafen und Dresden erreichen ein breiteres Publikum. Die zahlreichen kleinen regionalen Spur Null Treffen machen eine Teilnahme auch für Kleinserienhersteller attraktiv. Es gibt auch jenseits der Nürnberger Spielwarenmesse viel zu berichten.

Und nun…

Jetzt folgen noch die Neuheiten der Hersteller, die ihre Ankündigungen zeitgleich zur Messe veröffentlichten, aber nicht mit einem Stand vertreten waren, und eine Kollektion neuer Modellautos von der Spielwarenmesse, die mit ihrem Maßstab 1:43 gut zu unserem Modellmaßstab passen. Das Ganze vermischt mit weiteren Meldungen, nach über drei Wochen täglicher Messeberichte braucht es ein bisschen Abwechslung.

Und nächstes Jahr um die gleiche Zeit geht’s wieder los…

Nachtrag

Und hier der offizielle Report der Nürnberger Spielwarenmesse 2015: www.spielwarenmesse.de/report

6 Reaktionen zu “Spielwarenmesse 2015 – der Wandel”

  1. Arge 1667

    Hallo Stefan,

    deine Eindrücke und Bewertung kann ich voll bestätigen. Ähnlich habe ich mich auch im Vorwort zum Messebericht in der nächsten Ausgabe der Spur0 Lokomotive geäussert. Mit etwas Glück ist sie vielleicht schon Ende der nächsten Woche in deinem Briefkasten.
    Klaus

  2. Michael

    Hallo zusammen,

    kann es vielleicht auch daran liegen, dass einfach die Standmieten zu teuer geworden sind? Viele Hesteller gehen mehr auf Spurweitenmessen wie z.B Sinsheim oder Buseck, da ist einfach mehr Kundschaft für die jeweilige Spurweite. Ein Bekannter von mir war auch jahrelang in Köln auf der Messe, gibt er sich auch nicht mehr, weil ganz einach die Kosten zu hoch sind.

    MFG

    Michael

  3. t uas hb

    Das ist ebenso!

    Nun rächt sich die Ignoranz der Hersteller, in der Vergangenheit mehr für das Hobby erschwingliches herzustellen. Auch die Jugend ist mehr als 2 Jahrzehnte außer Acht gelassen worden. Dann bleiben nun mal die Käufer weg und damit das Geld…

    Seis drum, die Firma Lenz hats vor Jahren kapiert und liefert super Modell zu erschwinglichen Preisen!!

    Gruss aus hb

  4. Hans von Draminski

    Der Trend in Sachen Modellbahn und Messe erinnert mich an das, was in der Fotogerätebranche seit einigen Jahren zu verzeichnen ist: Entweder lassen sich gerade die großen Hersteller auf Leitmessen gar nicht mehr blicken – oder sie zeigen dort nicht ihre spannenden Neuheiten. Weil die Aufmerksamkeit größer ist, wenn man “smash news” gesondert vom Messetrubel und alleine vorstellt. Das hat Sony mit der spiegellosen Alpha 7 römisch II und Canon mit der 50,6-Megapixel 5Ds so gemacht. Bei unserem Hobby ist es auch längst sinnvoller, auf die jeweilige Herstellerseite zu schauen, als auf Messenews zu warten. Das Internet löst die Messen ab, daran führt wohl kein Weg mehr vorbei…

    Gruß, Hans

  5. Theresa

    Das Problem ist das Geschäftsmodell der Veranstalter. Die nehmen einfach Quadratmeter = Preis, egal, ob eine Hochzeitsmesse, Weinmesse oder Computermesse stattfindet mit unterschiedlichen Margen der Hersteller. Da zahlt ein Kleinserienhersteller dann den gleichen Preis/qm wie eine AG…

  6. Hallo Kollegen,

    Ich ziehe die Sinsheim und Buseck vor.
    Das ganze fliar dort ist viel schöner als in Nürnberg.

    Gruß Sven