Die jüngste Pressemeldung der Spielwarenmesse Nürnberg hält eine Neuerung in Petto. Ab nächstem Jahr dürfen alle rein:
Es „erhalten interessierte Endkunden am Messewochenende, den 4. und 5. Februar 2023, Sonderzutritt zur Spielwarenmesse für die Halle 7A.“
Wer also am Messewochenende nach Nürnberg fahren möchte, der kann dort eine Handvoll Aussteller besuchen, die für die Spur Null interessant sind: Lenz, Busch, Silhouette werden da sein, dazu die Firmen Noch, Faller und Märklin, wobei letztere zwar eine der Initiatoren der Aktion ist, aber für die Spur Null eher weniger interessant sein dürfte.
Die SNM Berichterstattung in 2020, als die Messe das letzte Mal physisch stattfand, umfasste denn auch nur ein knappes Dutzend Aussteller: Lenz, Fulgurex, Bauer, Busch, Bemo, Microrama, Noch, Loewe, Silhouette, Joswood und Weinert. Das wars. Alle Neuheiten wurden bereits vorher intern und auch öffentlich kommuniziert, so dass es für mich als Berichterstatter ein vergleichsweise lockerer Tag war – kein Vergleich zu der Rennerei noch vor wenigen Jahren, als das Pensum in zwei Tagen kaum zu schaffen war.
Vielerorts wird von Modellbahnfreunden, aber auch Herstellern und Händlern die Frage gestellt, ob Angesichts der Änderungen nicht nur der Branche und der Kommunikationswege, sondern des gesamten Einzelhandels die Messe überhaupt noch nötig und zeitgemäß ist. Neuheiten-Ankündigungen und erst recht die Liefertermine sind schon längst von dem Termin in Nürnberg entkoppelt. Dazu kommt eine immer noch nicht überwundene weltweite Pandemie.
Für die anderen Bereiche der Messe sind der direkte Kontakt zwischen Händlern und Herstellern mit ihren Verkaufsgesprächen und vor allem die Neuheiten aus Fernost ein wichtiges Element, wenngleich auch 2023 fraglich ist, wie sich die Reisemöglichkeiten von und nach Fernost gestalten.
Aber die bei der Gründung der Messe ganz zentrale „elektrische Eisenbahn“, die ein wesentliches Zugpferd für die Branche und gesamte Messe war, ist für die Messegesellschaft heute nur noch ein kleines, wirtschaftlich marginales Anhängsel, das aus Traditionsgründen mit dabei sein darf. Ob die Öffnung für Endkunden in nennenswertem Umfang zusätzliche Besucher anlocken und vielleicht auch verloren gegangene Aussteller zur Teilnahme motivieren wird, halte ich für fraglich. Spur Null Freunde wissen, dass ein paar Wochen später, am 25. und 26. März die Internationalen Spur 0+1 Tage in Gießen stattfinden, wo man als Endkunde nicht nur gucken, sondern auch kaufen kann.
Na da werden sich die Vertreter aber freuen!!
Und die Händler erst!!
Dann werden die Stände nämlich statt von Händlern, die Vertragsabschlüsse generieren wollen, von Nietenzählern und Pufferknutschern belagert, die über das richtige Flaschengrün debattieren werden!
Alles schon mal dagewesen!
Deshalb wurden ja die Endverbraucher nicht mehr mit einbezogen.
Ehrlich gesagt: mir tun die Vertreter heute schon leid!!!
Irgendwie hat sich das Konzept dieser Messe (wenigstens für die Modellbahner) m.E. überlebt. Ist so ähnlich wie bei der IAA. Alle Neuheiten sind Wochen, wenn nicht Monate, vorher bekannt, Kataloge gibt es zum Download, die Modelle werden in den Foren diskutiert, bevor überhaupt jemand irgendetwas gesehen hat. Kleinserien- und Zubehörhersteller können sich die Messeteilnahme meist sowieso nicht leisten.
Ich trauere ein bisschen den Zeiten nach, als man sich auf das MIBA-Messeheft gefreut hat – aber die sind vorbei.