Der neue R20 Rungenwagen von Lenz

Lang. Lang haben wir gewartet! Und nun gleich drei Neuheiten auf einen Schlag! Das Portemonnaie stöhnt und der Modellbahn-Händler meines Vertrauens freut sich. Klar, Zeit zum Ansparen war genug, doch drei Modelle innerhalb weniger Tage bezahlen zu müssen… Ich weiß, wir müssen ja nicht.

Den Rungenwagen R20 gibt es mit und ohne Bremserbühne.

Den Rungenwagen R20 gibt es mit und ohne Bremserbühne.

Doch als ich den R20 so vor mir stehen sah, konnte ich kaum anders als ihn mitnehmen. Da steht er nun, direkt neben dem als R30 vor vielen Jahren von Pola auf den Markt gebrachten Rungenwagen. Der Qualitätssprung ist so offensichtlich wie schon damals, als Lenz den G10 vorstellte und damit das Ende der Pola-Raimo-Ema-Wagen einläutete.

Als R20 ist das neue Modell beschriftet. Ein Blick in Stefan Carstens Güterwagen-Handbuch Bd. 5 zeigt auf S. 20 das Vorbild mit Pressblechrungen. Wir lesen dort, dass das Vorbild ab 1925 als einer der „ersten Rungenwagen nach Austauschbaugrundsätzen“ von der DR in Auftrag gegeben worden war. Weiterhin findet sich dort auch der Hinweis, dass „das Untergestell […] dem Gl Dresden der Austauschbauart“ entspricht. (Am Rande: Weil der Rungenwagen parallel zum Lenzschen Dresden hergestellt wird, erhalten beide kleine Bohrungen in der Pufferbohle, die dem Rungenwagen verdeckt und für die Befestigung des Rangiertrittes genutzt sind, beim Dresden aber sichtbar.)

Rungenwagen R20 Detailansicht

Rungenwagen R20 Detailansicht

Mit einem Radstand von 155mm, einer Ladelänge von 23,8 und einer Ladebreite von 58mm gibt das Modell sein Vorbild gut wieder, die Ladebreite erscheint mir allerdings ca. 1,5mm zu gering zu sein. Ausgerüstet war das große Vorbild mit der Kunze-Knorr-Bremse (Kk-G), die, so zeigt ein Vergleich mit Abbildungen bei Paul Petau, recht gut nachgebildet ist. Nur Kleinigkeiten wie ein Fangbügel oder die Leitung zwischen Bremszylinder und Luftbehälter fehlen. Bremsdreiecke und Lösevorrichtung sind wiedergegeben. Die Stellvorrichtung für den Lastwechsel verträgt demnächst etwas weiße und rote Farbe.

Bremsanlage des Rungenwagen R20

Bremsanlage des Rungenwagen R20

Stelle ich den Rungenwagen wieder auf die (leider) glänzenden, andererseits aber auch von der Innenseite profilierten Räder, findet der Aufbau doch viel Zustimmung. Nicht nur, weil der Gesamteindruck das Vorbild gut wiedergibt. Es sind vor allem viele Details, die gefallen: sehr schön profilierte Pressblechrungen (mit etwas Vorsicht auch herausnehmbar!), das feine Bühnengeländer, die saubere Beschriftung, Rangierergriffe, Signalhalter. Die Seitenwände des Vorbildes bestanden aus Brettern, die Fugen sind auf der Außenseite des Modells sehr fein angedeutet, auf der Innenseite leider nur als ununterbrochene Linien, so als wenn die Bretter 10,72m lang gewesen wären. Auch der Wagenboden hätte etwas mehr Zeichnung gut vertragen. Hier ist ein wenig Nacharbeit erforderlich, oder eben eine schöne Ladung.

Und dass die Puffer der Lenz-Güterwagen immer etwas dünn wirken, wurde mehrfach an anderer Stelle moniert. Ja, gut, wäre schön, wenn…

Doch insgesamt: Ich bin sehr zufrieden mit dem Modell. Ich weiß, 115 € waren mal fast 230 Mark. Wir fangen zwar langsam an das zu vergessen. Doch wenn ich sehe, welche Preise bei Ebay gerade vor Weihnachten für Uralt-Kunststoffmodelle verlangt und gezahlt werden, dann finde ich den Rungenwagen (so wie auch den Glr22 Dresden) nach wie vor günstig.

Rungenwagen aus zwei Jahrzehnten: Pola R 30 und Lenz R30

Rungenwagen aus zwei Jahrzehnten: Pola R 30 und Lenz R30

Lenz R20 und Pola R30, die Wagenböden im Vergleich

Lenz R20 und Pola R30, die Wagenböden im Vergleich

Was mache ich nun mit dem Pola-R30? Wie wäre es mit einem Umbau in einen kürzeren R10 mit acht Holzrungen statt der neun Pressblechrungen des R20? Und da bald Weihnachten ist: Wie wäre es, Herr Lenz, wenn es die Rungen auch einzeln gäbe? Nicht bloß zum Ersatz, sondern auch zur Dekoration. Denn die lagen oft an Bahnhöfen herum. Verrostet, verbeult.

Rungenwagen R20 mit Minichamps Büssing LU11 16

Rungenwagen R20 mit Minichamps Büssing LU11 16

Ich muss es zugeben, der Preis und die Qualität verleiten mich, den nächsten Hunderter anzusparen, denn da lockt der Umbau: mit Bremserhaus (siehe Carstens, S. 10) oder mit Holzrungen (und Stangenpuffern für Ep. II), Petau-Rädern, offenen Seilösen und  Zettelkästen zum Öffnen. Ein Holzboden wird auch schon angeboten (Zapf-Modell) und mit Beladung sieht das Modell schon Klasse aus. Patinieren? Klar!

Wagenboden für den R20 bei Zapf

Offene Güterwagen bei Lenz

5 Reaktionen zu “Der neue R20 Rungenwagen von Lenz”

  1. Hallo,

    ja die Pola-Raimo-Ema-Wagen das waren noch zeiten in Spur 0,aber die alte spur 0 starb anfang 1960 und es waren nur versuche die Spur wieder aufzuleben. Dank Lenz ist es kein Strohfeuer mehr.Der Wagen von Lenz ist das Geld wert,man kann natürlich nicht mit einen Messingwagen vergleichen der das fünffache kostet.
    Spur 0 ist wieder bezahlbar .

    gruss dieter

  2. Sjaak van der Vrande

    Hallo
    Ein sehr schöner wagen,Lenz ist auf ger kupplung nach spitze.

    Grüsse
    Sjaak

  3. Juergen

    Hallo und guten Abend,

    gefällt mir sehr gut. Meine beiden sind auf dem Postweg.

    Viele Grüße und schöne Weihnachten

    Juergen

  4. Nobbi-SG

    Klasse, was Lenz so macht. Habe schon die tolle BR 64 bekommen, warte nun auf den Rungenwagen und den Dresden.
    Ich habe schon einen Pola R20 ohne Rungen auf Lenz-Kupplungen umgerüstet. Dieser warttet jetzt auf den Lenz Rungewagen, um künfitg als Gespann im Fahrzeugtransport (Deutz Traktorwerke) eingesetzt zu werden.

    Guten Rutsch!

  5. Aus dem R 30 einen R 10 bauen zu wollen, wird nix: der Rungenabstand stimmt nicht. Aber wie wäre es denn mit einem Fährboot-Rungenwagen Rbh 21? Bißchen schmaler, Bremserhaus, englische Luftbremse. Von dem Exoten braucht man nämlich auch garantiert keinen zweiten, und die Wahrscheinlichkeit, daß er in Großserie kommt, ist auch hinreichend gering.

    Ansonsten tolle Seiten, die ich da gerade entdeckt habe! Gratulation!

    Liebe Grüße, Ermel.