Fremo fährt Spur Null – in Rastede

Am letzten Wochenende im April 2018 fand die Jahreshauptversammlung des Freundeskreises Europäischer Modellbahner FREMO statt. Der Verein verzeichnet seit Jahren einen beständigen Mitgliederzuwachs. Über 80 Fahrtreffen wurden im Jahr 2017 international veranstaltet. Das Besondere dabei ist die starke Fokussierung auf möglichst realitätsnahen Betrieb: Realistisch gealterte Fahrzeuge (natürlich bei Spur 0 mit Schraubenkupplung) mit individuellen Nummern in realitätsnaher Zusammenstellung, epochengerecht und auch nach regionalen Gegebenheiten ausgesucht. Auch die Module werden passend zum Thema gebaut und zusammengestellt.

Der Betrieb erfolgt mit Wagenkarten, Frachtkarten und genauen Umlaufplänen für Fahrzeuge und Personal. Nur so ist es möglich, dass teilweise Dutzende von Mitspielern an einer Betriebssession teilnehmen können – die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge kann auch mal dreistellig werden.

Nicht ganz so umfangreich ist der Betrieb bei der Spur Null. Dort sind die Arrangements noch nicht so groß, die Fahrzeugauswahl zwar zielgerichtet, aber nicht ganz so streng wie bei anderen Fremo Gruppierungen. Das Arrangement bestand aus einem langen L mit zwei Enden und einer Handvoll Betriebsstellen.

Der Fahrbetrieb in Spur Null lief bei dem Treffen als Zugleitbetrieb ab. Wie beim Vorbild wird dadurch Personal eingespart, die Betriebsstellen sind nicht besetzt. Stattdessen gibt es dort ein Telefon, mit dem der Zugführer Kontakt mit der Zugleitung aufnehmen kann. Dort sitzt der Koordinator und achtet darauf, dass immer nur ein Zug pro Abschnitt unterwegs ist. Damit man nicht durcheinanderkommt, werden die Zugbewegungen akkurat auf einem Formular eingetragen. Besonders bei Zugkreuzungen muss man aufpassen: Der Zug, der zuerst dran ist, darf einfahren, der zweite darf nur bis zur Trapeztafel, die als Einfahrsignal dient, fahren, und muss sich mit Pfeifsignalen bemerkbar machen. Nachdem die Zugmannschaft des Zuges, der bereits im Bahnhof steht, die Weichen gelegt hat, kommt das Pfeifsignal zur Einfahrt.

Ich hatte den Job des Zugleiters (zum Glück mit Hilfestellung) und machte zum ersten Mal in meiner Modellbahnkarriere die Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn man nicht alles überblicken und jederzeit blitzartig anhalten kann. Der Zugführer ruft an und fragt, ob er weiterfahren darf, und wenn ich einen Fehler mache, rollen zwei Züger aufeinander zu. Das fühlte sich erschreckend realistisch an. Und das, obwohl die Mitspieler vor Ort – die ich tatsächlich nicht sehen konnte – natürlich erkennen, wenn ich einen Fehler mache und das Schlimmste, was passieren kann, der Spott der Mitspieler ist.

Das war eine ganze neue und überraschende Erfahrung; realistisches Eisenbahnspiel aus einer ganz neuen Perspektive. Dafür steht auch die Spur Null Gruppe des Fremo, wenngleich alles locker und unverkrampft ablief, viel Zeit zum Plaudern blieb und eine harmonische Atmosphäre herrschte, umgeben von einem Dutzend weiterer Arrangements, auf denen in ganz anderen Dimensionen Zugverkehr herrschte.

In Sachen Größe und Organisation war die Jahreshauptversammlung rundum beeindruckend, genauso wie der freundliche und kollegiale Umgang der Vereinsmitglieder untereinander, auch dann, wenn sie verschiedenen Fraktionen angehörten. Ist ja auch interessant und lehrreich, mal bei den Nachbarn vorbeizuschauen, wenn Hauptbahnbetrieb einer Kohlenzeche abläuft oder historische Züge aus den 1920er Jahren elegant durch die großzügige Landschaft rollen.

In Spitzenzeiten waren etwa 250 Mann zugegen, bunt gemischt, und nach meinem Eindruck überraschend viele jüngere Gesichter. Die meisten kamen als aktive Mitspieler, aber auch etliche Zuschauer, die aber angemeldet sein müssen. Angesichts des Modulgeschlängels kann man sich leicht ausmalen, dass kein Sicherheitsverantwortlicher jemals eine Freigabe für eine öffentliche Veranstaltung erteilen würde, weshalb es sich bei Fremo Treffen immer um vereinsinterne geschlossene Treffen handelt. Es lohnt durchaus, mal zu schauen, was (nicht nur) in Spur Null beim Fremo abläuft, man kann auf jeden Fall dazulernen – und Spaß haben beim realitätsnahen Modellbahnbetrieb.

Edward von Flottwell hat einen etwa dreieinhalb Minuten Film über das Treffen gemacht:

Weitere Fotos findet man im SNM Forum.

https://www.fremo-net.eu/

11 Reaktionen zu “Fremo fährt Spur Null – in Rastede”

  1. BeMo

    Diese Veranstaltung hat für einige Verstimmung gesorgt. Am Samstag wurden einige Besucher auf unfreundliche Art abgewiesen, da sie keine FREMO – Mitglieder waren. Das ist keine Werbung, weder für den FREMO noch für den Modellbahngedanken!

    • Uwe Stegemann

      Zitat BeMo:
      “Am Samstag wurden einige Besucher auf unfreundliche Art abgewiesen, da sie keine FREMO – Mitglieder waren.”

      Sehr geehrter Herr/Frau BeMo, ich weiß nicht welche Vorstellung Sie von einer geschlossenen Veranstaltung für Vereinsmitglieder haben. Haben Sie schon mal ohne vorherige Terminabsprache ein Kernkraftwerk, einen Braunkohletagebau oder einen Chemiebetrieb besichtigt? Das funktioniert nur, wenn man sich vorher in einem Infozentrum anmeldet. Wer ohne Terminvereinbarung im FREMO oder in einem Industriebetrieb aufläuft macht etwas falsch und muss sich nicht über das Ergebnis wundern.

      Das öffentliche Beschweren über den Vorgang deutet zusätzlich noch auf eine falsche Vorstellung über den FREMO hin. Wir veranstalten die meisten unserer Treffen zunächst einmal, weil wir Spaß an unserer Modellbahn haben wollen. Eine Ausstellung ist etwas anderes. Deshalb wird auch in den Terminhinweisen zumeist darauf hingewiesen, dass externe Besucher sich anmelden müssen. Auf der Treffenseite des FREMO ist der Termin nur mit Datum und der Ortsangabe “Rastede” (ohne konkrete Adressangabe) ausgewiesen. Die genaue Örtlichkeit wird nur eingeloggten Mitgliedern angezeigt.

      Und da ich maßgeblich die nächste Convention 2019 in Rheine mit organisiere gleich eine Ansage: Externer Besuch ist mit entsprechender Voranmeldung(!) möglich. Die entsprechende Untergruppe schafft das gewiss.

      Beste Grüße

      Uwe Stegemann

    • Uwe Stegemann

      Hallo,

      in den letzten Tagen wurde auf verschiedenen Ebenen ein wenig kommuniziert. Für alle Modellbahninteressierten, die NICHT im FREMO Mitglied sind möchte ich ein klein wenig die Hintergründe darlegen: Ein einzelnes Mitglied des FREMO hat Informationen zu dem Treffen in Rastede in eine E-Mail hinein gepackt und an dritte weitergeleitet (dazu gehörten auch interne Informationen, wie z.B. die Angabe des konkreten Veranstaltungsortes). Das FREMO-Mitglied hat dabei leider weder den Treffenkoordinator (das ist ein interner Job im FREMO, der Typ ist sozusagen der Chef der Veranstaltung und organisiert oder delegiert alles) über die Einladung informiert, noch hat das Mitglied in dieser Mail darauf hingewiesen, dass eine Anmeldung des externen Besuches gewünscht ist. Die Mail wurde weitergeleitet und dadurch erschienen dann zu einem ungünstigen Zeitpunkt (teilweise mitten im Aufbau der Anlage) Besucher mit einer Erwartung/Hoffnung auf Teilnahme an der Veranstaltung. Was das “unfreundliche Abweisen” angeht weiß ich aber auch, dass die Besucher (teilweise?) ihrerseits (möglicherweise aufgrund der falschen Erwartungshaltung) nicht gerade sehr kooperativ waren …

      Dies lässt sich rückwirkend leider nicht mehr korrigieren, es bleibt nur die allgemeine Information dass die meisten FREMO-Veranstaltungen zunächst geschlossene interne Veranstaltungen sind, bei denen auf Absprache hin Besuch möglich ist.

      Beste Grüße

      Uwe Stegemann

  2. Danke Stefan für deinen Kurzbericht. Er steigert meine Vorfreude auf das bald anstehende Fahrtreffen in Stromberg bei Kalle und Detlef.

    Gruß aus dem Süden,
    Bernd

  3. Andreas S. Lüneburg

    FREMO-Treffen sind geschlossene Veranstaltungen. Wir veranstalten diese Treffen für uns, damit wir Betrieb machen können. Wir bauen Module, organisieren die Treffen, erstellen den Fahrplan, bauen auf und ab und zwischendurch wollen wir Spaß am Betrieb haben. Die Fahrzeuge und die Ausrüstung sind teuer und die Arrangements sind nicht gegen unbefugtes Annähern gesichert, da wir einen anderen Zweck verfolgen als Aussteller auf Ausstellungen. Wir wissen nicht, was für Besucher kommen und wie sich diese benehmen. Das soll nicht gegen den Nutzer BeMo und seine Freunde gerichtet sein, sondern nur die Problematik verdeutlichen, die ich zu bedenken habe, wenn ich FREMO-Treffen organisiert habe (z.B. Erlangen oder Krumbach (Schw.).
    Jeder kann gerne Mitglied beim FREMO werden und kann unsere Veranstaltung dann besuchen.

  4. Natürlich muß man nicht erst Mitglied werden, um sich ein Bild von einer Fremo-Veranstaltung machen zu können — dann würde ja nie jemand dazukommen. Allerdings ist es sinnvoll, sich vorher mit dem Veranstalter des Treffens in Verbindung zu setzen — dann kann auch ein geeigneter Termin abgesprochen werden, und ein Vereinsmitglied kann ggf. begleiten und Fragen beantworten. Denn alleine durchs Arrangement zu stolpern ist nicht nur gefährlich (nicht für einen selber, aber fürs Arrangement mitunter), sondern auch relativ erkenntnisarm.

    Stichwort geeigneter Termin: Der Samstag war in Rastede der Aufbautag. Da geht es noch “drunterer und drüberer” als im Betrieb, es gibt weniger zu sehen, und weil alle mit irgendwas in der Hand umherlaufen, wäre das auch für etwaige Diebe ein Eldorado. Daß man da kein Publikum in die Halle lassen will, sollte nicht verwundern. An den anderen Tagen hatten wir durchaus auch fremde Besucher, die sich z.T. von der Tribüne aus ein Bild vom Arrangement machen konnten (Neugierige aus dem Ort, keine Eisenbahnfans).

    Und wie gesagt: als interessierter Gast ist man immer willkommen, aber ohne Voranmeldung ist es halt auch ein bißchen Glücksspiel, ob man gerade gelegen kommt. Im Zweifel bleibt man draußen — Fremotreffen sind in erster Linie für Fremomitglieder.

  5. Hallo zusammen,

    Nimmt man sich die geografische Lage von Rastede zur Hand, dann wird man feststellen, dass man in unmittelbarer Nachbarschaft eines sehr bekannten Vereins eine Veranstaltung organisiert hat. Was mich zur der sehr aktuellen Frage kommen lässt, warum man nicht angefragt hat, ob man an einem Zusammentreffen interessiert ist?
    Relativieren kann man im Nachhinein immer, nur die Tatsache, dass anscheinend interessierte Mitglieder eines Spur0-Vereins nicht als solche erkannt wurden und diese anscheinend auch nicht zu einem anderen passenderen Termin eingeladen bzw. auf so einen Termin vertröstet wurden, hinterlässt schon einen faden Beigeschmack. Weiterhin stellt sich für mich persönlich die Frage, warum dann das SNM als Gast zugegen sein durfte? Ich für meinen Teil halte solche Kommentare mit Vokabeln, wie …”Glücksspiel, ob man gerade gelegen kommt.” als eine Farce im Modellbahnsektor.

    Gerade in Bezug auf das entstehende Netzwerk hätte man hier einen anderen Weg gehen sollen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Hans-Christian

    • Stefan Karzauninkat

      Moin,
      Um diesen Teil zu klären: Ich war als normales Fremo Mitglied dabei, als Mitspieler mit Modulen über die ganze Zeit. Die Sache mit Gästen hat deutliches Optimierungspotential. Aber da ist Kommunikation im Vorfeld nötig, denn am Eingang sitzt irgendwer aus dem Organisationsteam, der vielleicht H0 fährt, da kann man nicht verlangen, dass der alle möglichen Leute kennt. Es muss andererseits auch nicht sein, dass Leute unhöflich abgewiesen werden, wie das wohl vorgekommen ist. Ich werde im Fremo Spur Null Forum mal anfragen, welche Lösungsansätze es geben kann. Der Fremo hat sich nicht ins Netzwerk eingetragen bisher, (vermutlich) weil die besondere Art des vorbildorientierten Betriebes im Vordergrund steht und nicht der Modellbahnmaßstab Spur Null. Aber man sollte miteinander reden und sich austauschen. Ich werde mal eine Fremo-interne Diskussion anregen.
      Gruß, Stefan

  6. Matthias Hühne

    Moin,
    zwei kleine Anmerkungen noch von mir:
    1. Wir sehen das ganze hier als “Nuller”, also auch die Nähe zu Sande. Aber gemessen am Ganzen vor Ort ist das eher eine H0-Veranstaltung, das Argument mit “Nachbarn” zieht hier also nicht.
    2. Ich war dabei, als es einige dieser Gäste zu uns ans Arrangement geschafft hatten. Dort wurde dann etwas empört mit der ausgedruckten “Einladung” eines Mitglieds aus Sande gewunken. Man sei schließlich nur “dieser Einladung” gefolgt, und nun komme man nicht rein.
    Die “Einladung” war nichts weiter, als die Treffenbeschreibung von der Fremo-HP herunterkopiert, die dann im Verein verteilt wurde.
    Und da liegt das Problem: es gab keine Einladung, also hat man auch keine geladenen Gäste abgewiesen-so einfach ist das.

    Ich persönlich hatte auch einen Gast. Das ist völlig problemlos möglich:
    Vorher Anmelden, am Empfang abholen, Gästekarte an Revers-fertig.

  7. Markus Hoffmann

    Hallo,
    es waren in Rastede einige als Besucher gekennzeichnete Interessierte zu sehen. Wie es geht das man rein gelassen wird, wurde beschrieben und ist auch auf der Fremo Webseite erklärt.
    Gruß Markus

  8. Stefan Karzauninkat

    Moin,
    Vielen Dank an die Mitglieder des Fremo, dass der Sachverhalt so freundlich und offen aufgeklärt wurde. Es scheint im Vorfeld bei den Besuchern ein Missverständnis gegeben zu haben: Eine Ausstellung ist etwas anderes als eine geschlossene Vereinsveranstaltung. Ich bin sicher, dass bei anderer Gelegenheit – wie wir nun wissen, nach Voranmeldung – ein Besuch möglich ist, das wurde ja in den Beiträgen mehrfach erwähnt. Wer mit offenen Augen und Interesse an das Fremo Konzept herantritt, wird interessante neue Erfahrungen machen. 🙂
    Gruß, Stefan