Viele nehmen sie nicht bewusst wahr, aber sie sind ständig um uns herum präsent: Schriften. Genauer: Schrifttypen, Schriftschnitte oder Fonts genannt. Inzwischen kennen viele die Arial und Times New Roman, Standardschriften auf dem Computer. Was das alles mit der Modellbahn zu tun hat?
Auch die Bahn benutzt ganz typische, eigene Schriften. Jeder, der Fahrzeuge lackiert und beschriftet, weiß um die DIN 1451, die (mit leichten Abwandlungen) schon seit den 1920er Jahren für Eisenbahnfahrzeuge verwendet wird. Und die typische Futura, die für Bahnhofsschilder, Streckennummerierung und andere Schilder verwendet wird.
Korrekte Schriften für die richtige Verwendung
Auch wenn ein Betrachter vielleicht die Schriften nicht kennt, wird er doch beim Anblick von Modellen mit falscher Schrift feststellen, dass „etwas nicht stimmt“, ohne vielleicht im ersten Moment sagen zu können, was es ist. Es ist erstaunlich, aber man verbindet mit Schrifttypen mehr als nur die Bedeutung der geschriebenen Worte. Schriften sind typisch für bestimmte Verwendungen und manchmal ganz typisch für bestimmte Epochen. Jeder, der sich ein wenig mit Typographie beschäftigt, kann mit einem Blick anhand von Layout und Typografie sagen, wann eine bestimmte Zeitschrift erschienen ist. Es gibt abertausende von Schriftschnitten, und neben den schon genannten sind vor allem typische Schriftschnitte des letzten Jahrhundert für den historisch interessierten Modellbahner interessant.
Peter Wiegel hat sich sehr ausführlich mit historischen Schriftschnitten beschäftigt und bietet auf seiner Webseite nach Originalverlagen erstellte Fonts aus eigener Produktion zum kostenlosen Download an. Keine Raubkopien oder amerikanische Fonts ohne Umlaute, sondern professionell mit viel Mühe erstellte Schrifttypen, oft mit Hinweisen auf historische Zusammenhänge. So gibt es etwa den Hinweis, dass die heute von Spät-Nazis oft verwendete „deutsche Schrift“ Fraktur im Jahre 1941 von Hitler persönlich als „undeutsch“ verboten wurde. (Wenn schon krankes Weltbild, dann gründlich).
Es gibt neben verschiedenen Versionen der DIN Schrift auch die Schrift nach Musterzeichnung IV 44 der Preußischen Staatseisenbahnen, Schablonenschriften für technische Zeichnungen, Plakatschriften und solche für Emaille Schilder, die Mitropa Schrift, und viele mehr.
Außerordentlich interessant sind auch die Verkehrszeichen „Schriften“ nach historischem Vorbild der Epochen 3 und 4. Die Verwendung dieser Schriften erfordert zwar ein Grafikprogramm, aber Dank beigefügter Bedienungsanleitung als PDF sind die Ergebnisse sind allerfeinst.
Auch Warnbaken und Andreaskreuze, einschließlich der historischen Doppelkreuze für mehrgleisige Bahnübergänge sind zu finden, dazu Schilder von Ölgesellschaften und DDR Organisationen.
Die Seite von Peter Wiegel ist eine tolle Fundgrube für alle, die in irgendeiner Weise Schilder und Beschriftungen für die Modellbahn erstellen möchten. Der Autor stellt seine Werke kostenlos zum Download zu Verfügung. Wer mag, der kann dem Autor über Paypal eine Spende zukommen lassen. Eine große Bereicherung und eine faire Sache! (Übrigens nimmt Paypal bei Spenden keine Gebühren).
Hallo Stefan,
danke für den Hinweis, nun ist diese Insider-Seite bekannter geworden, Peter wird sich freuen!
Aber: Wer hat den Satz “Vorsicht bei der Einfahrt des Zuges” gesetzt? Dem Setzer dieses Satzes sei der Blick in zeitgenössische Ausgaben des Dudens empfohlen, und zwar dort die Verwendung des langen “s” und des runden “s”…
Also: Vorsicht beim Einsatz der Frakturschrift, das “s” ist ein klassischer Stolperstein!
Gruß,
Georg
Peter Wiegels Versuch, die historische Normschriften digital zugänglich zu machen, sind überaus löblich. Ich würde ihm jedoch empfehlen, sich die Typographie der DIN 1451 vor 1980 genauer anzusehen. In seiner jetzigen Schrift hat er lediglich einige wenige Buchstaben zur aktuellen Form hin ausgetauscht, doch die alte DIN verzichtet bei den einzelnen Buchstaben gänzlich auf die heute übliche Verjüngung der Stichstärke in den Fugen. Die österreichische Normschrift Austria, die auf der alten DIN basiert, hatte noch einiges von deren Charakter bewahrt, wobei die Austria auch schon Abweichungen aufweist.